Der Zweisprachige Theaterverein und Kulturkreis Unterwart wurde kürzlich um eine weitere Auszeichnung reicher: Sein Obmann, Ferdinand Szabo, durfte im Rahmen der Generalversammlung des Burgenländischen Amateurtheaterverbandes im Februar den Applaus-Preis entgegennehmen. Der Verband ist die Dachorganisation der nichtprofessionellen Ensembles im Bundesland und würdigt die Arbeit im Bereich des Amateurtheaters. Den renommierten Applaus-Preis erhielt Ferdinand Szabo für sein nahezu vier Jahrzehnte währendes Engagement, für die Pflege der ungarischen Sprache sowie für seinen Einsatz für die Jugend.
Die Laienschauspielgruppe von Unterwart ist eine prägende Vertreterin der ungarischen Volksgruppe im Burgenland. Seit beinahe einem Jahrhundert pflegen und bewahren sie die Werte der ungarischen Kultur. Ihre Tätigkeit lässt sich anhand zeitgenössischer Aufzeichnungen bis in die 1920er-Jahre zurückverfolgen. Ihre gemeinschaftsbildende, traditions- und muttersprachenerhaltende Rolle ist unverzichtbar. Im Jahr 2014 wurden sie gemeinsam mit der Theatergruppe des Lesevereins der Reformierten Jugend Oberwart mit dem Ungarischen Kulturerbe-Preis ausgezeichnet. Beide Vereine gehören zum „unsichtbaren geistigen Museum“ der Ungarn. Die Vereinsform wurde im Jahr 1982 angenommen, und vor drei Jahren feierten sie ihr Jubiläum. Anlässlich dieses besonderen Ereignisses wurde auch ein Buch veröffentlicht.

Ferdinand Szabo ist seit etwa vierzig Jahren Mitglied der Gruppe und seit einunddreißig Jahren deren Leiter. Sein Onkel, Josef Farkas – der Direktor der Schule in Unterwart war – brachte ihm die Schauspielerei näher. Von ihm übernahm er diese ehrenvolle Aufgabe. Er wurde 1956 in Unterwart geboren, seine Muttersprache ist Ungarisch. Auch seine Eltern stammten aus Unterwart und wurden dort geboren. Er wuchs zweisprachig auf, eine seiner Großmütter konnte gar kein Deutsch. Er besuchte eine höhere Schule für Wirtschaft in Oberwart. Heute ist er pensioniert, er war vierzig Jahre lang beim Finanzamt tätig. Seine ungarische Herkunft empfand er als Vorteil und nutzte sie oft: Er war die Anlaufstelle, wenn es um Steuerfragen in Österreich ging. Seine Tochter studierte in Budapest, spricht gut Ungarisch und lebt seit fünfzehn Jahren in Deutschland, wo sie als Augenärztin arbeitet.
„Unsere Familie ist multinational: Mein Schwiegersohn ist Grieche, meine Tochter Österreicherin. Die gemeinsame Sprache ist Deutsch, doch jeder spricht ein wenig die Muttersprache des Partners. Unser einjähriges Enkelkind wird in alle Sprachen und Kulturen gemeinsam hineinerzogen. Es ist eine schöne Herausforderung, so viele Wurzeln miteinander zu vereinen.“
„Ich bin der Meinung, dass ein Kind die ungarische Sprache ausschließlich im Kindergarten oder in der Schule nicht erlernen kann – dafür braucht es den familiären Hintergrund. Leider zeigt der Trend der letzten Jahre, dass Mischehen immer häufiger werden, in denen ein Partner keinerlei Verbindung zur ungarischen Volksgruppe hat und die Sprache überhaupt nicht spricht. Es ist tatsächlich eine Herausforderung, das Kulturerbe an die Nachkommen weiterzugeben. Es gibt auch immer weniger Erwachsene, die bereit sind, Zeit dafür aufzubringen – es gibt viele Verpflichtungen, man muss arbeiten. Viele leben unter der Woche gar nicht im Dorf: sie pendeln – nach Graz, Wien –, weil sie dort Arbeit gefunden haben, und am Wochenende versuchen sie, die Aufgaben rund ums Haus zu bewältigen. Es ist schwer, das Ungarntum in Unterwart aufrechtzuerhalten. Das ist heutzutage ein ernstes Problem. Ich sehe auch als Problem, dass sich immer weniger Menschen am Vereinsleben beteiligen. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass sich die hier angesiedelten Ungarischsprachigen nicht anschließen. Dabei ist das Angebot in Unterwart vielfältig: es gibt die Feuerwehr, den Chor, die Theatergruppe. Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, neue Mitglieder zu gewinnen.“ – analysierte Ferdinand.

„Ich habe das Gefühl, dass ich eine Bestimmung im Zusammenhang mit dem Ungarntum habe, eine besondere Mission: Ich muss es den jüngeren Generationen weitergeben. Genau deshalb beschäftige ich mich mit dem Theaterspiel. Es wird zwar immer schwieriger, denn die Zahl derjenigen, die die Sprache gut beherrschen und sich uns gern anschließen würden, nimmt rapide ab – aber ich gebe niemals auf! Mit Freude zeige ich den Jüngeren die Schätze des Ungarntums, mache sie damit vertraut und bringe ihnen seine Werte näher.“
„Die Unterstützung des Lehrerkollegiums der Schule in Unterwart ist unentbehrlich für meine Arbeit: Sobald das jährliche Theaterstück feststeht und ich die Rollen verteilt habe, helfen sie den Schülerinnen und Schülern beim Verstehen und Auswendiglernen des Textes, sie setzen sich intensiv mit dem aktuellen Werk auseinander. In der ersten Phase der Proben arbeiten wir Satz für Satz, übersetzen gemeinsam, erschließen die Bedeutung und besprechen, wie man es spielen kann. Meine Erfahrung zeigt, dass die Jugendlichen den Text zwar geschickt auswendig lernen, aber nicht verstehen, was sie sagen – das muss man ihnen erklären.“
Heutzutage zählt die Mitgliedschaft fast fünfzig Personen, mit einer altersmäßig gemischten Verteilung: Von jungen Mitwirkenden im Alter zwischen 14 und 18 Jahren bis hin zu 70-Jährigen ist alles vertreten. Außer den Schauspielerinnen und Schauspielern übernehmen viele Menschen Aufgaben hinter den Kulissen: Sie kümmern sich um Ton- und Lichttechnik, nähen Kostüme, backen Kuchen für die Premiere oder verkaufen Eintrittskarten.
„Beinahe das halbe Dorf ist hier und hilft mit. Das freut mich immer sehr. Wir verfügen über ein schönes Kulturhaus, dort halten wir unsere Aufführungen ab. Außerdem haben wir eine Freilichtbühne bei der Oberen Mühle. Im Sommer treten dort auch Gastensembles auf. Auch wir gehen auf Tour: Mehrfach sind wir schon in Wien im Collegium Hungaricum aufgetreten, in den letzten Jahren waren wir in Oberpullendorf zu sehen.“
„Lebensbilder | Fotos: Zweisprachiger Theaterverein und Kulturkreis Unterwart“
„Mein Hauptkriterium bei der Stückauswahl ist, dass es leicht und unterhaltsam sein soll – das Leben ist ohnehin so ernst, im Theater sollten wir lieber Spaß haben und uns amüsieren. Am Anfang – vor 25 bis 30 Jahren – wurden vor allem Volksstücke gespielt, heute ziehen sie nicht mehr so viel Interesse auf sich wie früher, deshalb liegt der Schwerpunkt nun auf Komödien. Ich gehe regelmäßig ins Theater nach Budapest, Szombathely und Sopron, sehe viele Stücke und habe mir ein wichtiges Netzwerk aufgebaut. Ich habe schon Textbücher aus Sopron, Szombathely und Zalaegerszeg bekommen. Wir übersetzen sie ins Ungarische, kürzen sie bei Bedarf, passen sie ein wenig an, verändern sie im eigenen Stil und stimmen sie auf das Ensemble ab. Zsolt Major, Schauspieler am Petőfi-Theater in Sopron, arbeitet seit Jahrzehnten als Regisseur mit uns – wir haben viel von ihm gelernt.“

Zsolt Major, Schauspieler und Regieassistent, unterstützt seit Jahrzehnten die fachliche Arbeit der Unterwarter Theatergruppe (Foto: Soproner Petőfi Theater / soproniszinhaz.hu).
„Nándi“ – wie ihn die Einheimischen nennen – wird seit Jahrzehnten nicht nur zu Hause, sondern auch im Theaterkreis von seiner Frau Sylvia begleitet: Sie ist die verlässliche Stütze im Hintergrund, übernimmt die finanziellen und administrativen Aufgaben, die Rollenverteilung, die Bühnenvorbereitung, das Schminken und viele weitere Tätigkeiten. Für beide ist das ein gemeinsames Hobby.


Irgendetwas stimmt nicht mit der Firma „Finster & Söhne“! Der Unternehmer Oliver Finster wird von Eheproblemen und einer mysteriösen Erscheinung geplagt. Seine Frau Heidi, ein sexy Ex-Model, schmiedet mit ihrem dubiosen Liebhaber Gábor, der sich als Psychiater ausgibt, einen waghalsigen Mordplan, um an Olivers Geld zu kommen. Doch Oliver hat mehr Leben als eine Katze.
Dann ist da noch Irma, die Sekretärin, die heimlich in ihren Chef Oliver verliebt ist, Heidi nicht ausstehen kann und mörderische Fantasien hegt. Als eine karrierehungrige Polizistin und eine verwirrte Witwe auftauchen, ist das Chaos perfekt.
(Foto: Der Zweisprachige Theaterverein und Kulturkreis Unterwart )
Hervorragendes Bild: Sylvia Szabo
Text: Mónika Gombás
Übersetzung: Pathy