Racz Andreas ist seit 1985, mit wenigen Unterbrechungen, Lehrer an der Zweisprachigen Volksschule Unterwart und seit 30 Jahren deren Direktor. Für ihn bedeutet das Unterrichten eine gemeinsame Entwicklung, einen gemeinsamen Weg mit den Kindern. Es ist ein nicht planbarer, nicht vorhersehbarer Prozess, der ständige Herausforderungen mit sich bringt. Genau deshalb liebt er es. In wenigen Tagen jedoch – ab dem 1. Januar 2025 – lautet sein offizieller Status: Pensionist. Seine Tage wird er mit Reisen, Musizieren und Theaterspielen verbringen.
Racz Andreas wurde 1961 in Oberwart geboren, in eine Familie, in der Ungarisch gesprochen wurde. Seine Mutter stammte aus Ungarn und zog während des Zweiten Weltkriegs, in den 1940er-Jahren nach Österreich. Sein Vater wurde hier geboren, er war ebenfalls ungarischer Herkunft. Andreas absolvierte die Volksschule in Oberwart und legte seine Matura am Gymnasium in Oberschützen ab.

Nach der Matura fühlte er sich noch unsicher, in welche Richtung es weitergehen sollte: Sollte er ein Hochschulstudium absolvieren oder eine Berufsausbildung wählen? Schließlich entschied er sich dafür, Lehrer zu werden. Er studierte Deutsch und Musik, doch im fünften Studienjahr merkte er, dass ihm das nicht gefiel.
„Wir rennen von einer Klasse zur nächsten, halten eine Stunde, bereiten die nächste vor, gehen rein und unterrichten eine andere Gruppe. Ich habe erlebt, was es bedeutet, Volksschullehrer und Pädagoge zu sein. Das hat mir sehr gefallen! Ich habe einen ganzen Vormittag Zeit, um mich intensiv mit den Kindern zu beschäftigen, ihren Sorgen zuzuhören, ihnen zu helfen. Durch mich können sie lernen, was Lernen bedeutet und was es heißt, in einer Gruppe zu arbeiten. Denn nicht nur ‚ich‘ lerne, sondern die ganze Klasse, ja sogar die ganze Schule lernt und entwickelt sich gemeinsam.“
„Ich bin ein Nachkomme der ungarischen Volksgruppe, die nach dem Ersten Weltkrieg hiergeblieben ist.“
In Wien arbeitete er als Horterzieher: Er verbrachte den Nachmittag mit den Kindern. Allerdings fand er in dieser Tätigkeit keine Erfüllung. Eines Tages erhielt er einen Anruf: Man suchte einen Lehrer für eine Schule. Er nahm das Angebot an und fühlte sich dort wohl. Nach eineinhalb Jahren bot sich jedoch eine neue Möglichkeit: An der Volksschule in Unterwart wurde durch den Ruhestand eines Kollegen eine Stelle frei.

„Ich wollte unbedingt, dass es funktioniert, denn in Unterwart gibt es zweisprachigen Unterricht, und ich wollte meine Ungarischkenntnisse nutzen. Ich sehnte mich zurück: Dieser Ort ist etwas Besonderes. Aufgrund einer unerwarteten Erkrankung meines Kollegen musste ich von einem Tag auf den anderen anfangen. Am 1. Januar 1985 begann meine Laufbahn an der Zweisprachigen Volksschule Unterwart. Seitdem unterrichte ich, mit wenigen Unterbrechungen, dort.“
„Andreas hat in all den vierzig Jahren, in denen er unterrichtet hat, Spuren in jedem Kind hinterlassen, das er betreut hat, in jedem Elternteil, mit dem er zu tun hatte, und in jedem Kollegen, mit dem er zusammengearbeitet hat.“
– mit diesen Worten verabschiedete sich Hütler Andrea von ihm.
Als Andreas Racz in den Ort kam, war das alte Schulgebäude in so schlechtem Zustand, dass die Baubehörde es als gefährlich einstufte. Die Gemeinde beschloss, in eine neue Schule zu investieren, und so wurde 1992 ein neuer Bildungsstandort in Unterwart eröffnet.



Im Herbst 2021 wurde das Gebäude weiter ausgebaut. Heute verfügt die Schule über vier moderne Klassenräume, eine gut ausgestattete Turnhalle, einen Speisesaal und einen Hort. Seit 1994 war Andreas Racz Direktor dieser Schule.

Zweimal arbeitete er an anderen Orten: Acht Jahre unterrichtete er an der Österreichischen Schule in Budapest, neun Jahre lebte und arbeitete er in Frankfurt am Main als Lehrer an der Europäischen Schule. (Seit den 1950er-Jahren gibt es in manchen Ländern der heutigen Europäischen Union sogenannte Europäische Schulen, welche gemeinsam von den Regierungen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union beaufsichtigt und mitgetragen werden. Sie unterliegen keiner direkten Kontrolle durch ein Ministerium oder eine andere Behörde. – Redaktion) 2018 kehrte er nach Unterwart zurück. Seine Familie blieb immer hier, er selbst pendelte. Er hat eine Tochter, die zweisprachig aufgewachsen ist. Von seinen vier Enkeln mag der ältere Bub die ungarische Sprache nicht, aber die sechsjährige Helena liebt sie und besucht eine zweisprachige Klasse.
„Beide Schulen waren für mich sehr bedeutend. Budapest war wichtig, weil ich nach dem politischen Systemwechsel dorthin kam und Zeuge sein konnte, wie sich die Geschichte Ungarns in dieser Zeit entwickelte. Meine Tätigkeit in Deutschland war deshalb von großer Bedeutung, weil ich eine äußerst besondere Gelegenheit erhielt. Die Europäische Schule ist einzigartig, weil es keine nationale Schule ist, sondern von allen EU-Mitgliedstaaten gemeinsam getragen wird. Es gibt kein Ministerium oder andere Behörden, die es leiten würden.”

„Ich sehe das Unterrichten nicht so, dass ich vorgebe, was zu tun ist oder was sein soll. Stattdessen gehe ich gemeinsam mit den Kindern diesen Weg. Manchmal konzentriere ich mich nur auf einzelne Kinder und überlege, welche Richtung ich ihnen empfehlen oder wie ich sie lenken könnte. Es ist ein spannender Prozess. Es ist kein festgelegter, starrer Weg, wie zum Beispiel im Transportwesen, wo man genau weiß, von wo nach wo etwas gebracht werden muss. Das Unterrichten ist anders: Es ist unvorhersehbar und immer wieder herausfordernd. Genau das macht es so spannend.“
„Ehrlichkeit ist eines der Geheimnisse einer guten Beziehung, das andere ist die Herablassung im richtigen Sinne. Man muss auf Augenhöhe mit dem Kind sein. Ich hatte einmal einen Kollegen, der in ein Klassenzimmer ging und dann wieder herauskam: Sie sind so klein, ich sehe nicht einmal, wo sie sind, ich sehe sie nicht. Ich sagte ihm: Beuge dich hinunter, dann wirst du sie sehen, und dann wirst du ihnen in die Augen schauen. Das ist das Geheimnis.“
Unter dem Einfluss seiner Eltern begann Andreas schon als Kind mit der Musik. Zunächst spielte er Blockflöte, später Cello. Jahrzehntelang spielte er in Orchestern. Als die Möglichkeit, in Ensembles zu spielen, wegfiel, hörte er auf, Cello zu spielen. Auch Gitarre beherrscht er.
„Ich bekam eine schöne Gitarre geschenkt und versuchte mir das Spielen zunächst selbst beizubringen. Für eine Weile ging es so weiter, aber dann hatte ich genug und beschloss, in einer Musikschule weiterzumachen. Es ging sehr gut, und ich dachte sogar daran, Musiker zu werden. Meine Lehrerin sagte jedoch, ich solle lieber nicht Musiker werden, denn ein Musiker kommt immer spät, schleicht sich durch die Seitentür hinein, spielt sein Stück und geht dann nach Hause. Es ist besser, wenn man irgendwo durch den Haupteingang hineingehen kann. Ich nahm diese Aussage nicht ernst und machte weiter. In jeder Hobbyband kann man musizieren, auch dort kann man auftreten, und es geht nicht darum, dass ich ausschließlich den Haupteingang benutzen muss. So hat die Musik mein Leben begleitet. Ich habe auch in Pop-Bands mitgewirkt, in Kirchen gespielt und natürlich im Unterricht.“

„Ich spiele gerne Musik, das wird jetzt sicher in den Fokus rücken. Vielleicht werde ich wieder schauspielern, wenn ich jetzt dafür Zeit finde. Ich möchte auch reisen. Zum Beispiel gibt es in Mitteleuropa noch Orte, an denen ich nicht war, die ich mir gerne ansehen würde, um dort Erlebnisse zu sammeln. Ich werde diejenigen besuchen, die ich lange nicht getroffen habe. In Ungarn und in mehreren Regionen Europas leben Bekannte und Freunde, mit denen ich früher zusammengearbeitet oder verbunden war. Ich werde das Leben weiterhin genießen.”
Hervorgehobenes Bild: Der letzte Arbeitstag in der Schule (Foto: Rácz András)
Text: Mónika Gombás
Übersetzung: Pathy