Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Stadterhebung und des 800-jährigen Jubiläums der ersten urkundlichen Erwähnung erinnerte sich Oberpullendorf am letzten Maiwochenende im Rahmen einer dreitägigen Veranstaltungsreihe an mehreren Schauplätzen an diese bedeutenden Ereignisse. Aus diesem feierlichen Anlass wurde im Rathaus eine heimatkundliche Ausstellung eröffnet. Bei einem Musikfestival präsentierten sich die Volksgruppenvereine sowie die kulturellen und künstlerischen Gemeinschaften der Stadt. Zum Abschluss konnten Einheimische und Besucherinnen und Besucher aus der Region an einem Festgottesdienst sowie an einem Konzert der Blasmusik teilnehmen.
Die Einheimischen und Besucherinnen und Besucher erinnerten sich im Rahmen einer Veranstaltungsreihe vom 23. bis 25. Mai an zwei Jubiläen: zum einen an den fünfzigsten Jahrestag der Erhebung von Oberpullendorf zur Stadt, zum anderen an den achthundertsten Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung der Region – Oberpullendorf, Unterpullendorf und Mittelpullendorf.

Anlässlich des Jubiläums wurde im Rathaus eine stadthistorische Ausstellung eröffnet.Hilde Mouradkhanian-Koó, Susanna Moritz und Elisabeth Horvath sammelten wochenlang Fotos und trafen anschließend eine Auswahl. Aus rund zwanzigtausend Bildern suchten sie die besten aus, die die wichtigsten Ereignisse der vergangenen fünfzig Jahre wieder lebendig werden lassen. Auf großformatigen Tafeln sind auch die Ehrenurkunden zur Stadterhebung zu sehen. Miklós Dominkovits, der Vizebürgermeister von Oberpullendorf, sagte dazu: „Ich erinnere mich gut, als wir 1975 das Fest zur Stadterhebung veranstaltet haben. Es ist ein überwältigendes Gefühl, zwischen den Tafeln entlangzugehen – Erinnerungen und Erlebnisse kommen hoch, ich habe viele bekannte Gesichter wiederentdeckt. Die Sammlung vermittelt die Geschehnisse und Veränderungen der letzten fünfzig Jahre.“

Im Laufe der fünf Jahrzehnte ist die Bevölkerungszahl gestiegen: 1975 hatte Oberpullendorf 2.500 Einwohner, heute leben 3.300 Menschen dort. Allerdings nimmt die Zahl der Ungarn Jahr für Jahr ab. József Hofer, der ehemalige Obmann des Ungarischen Kulturvereins Mittelburgenland, wies darauf hin, dass dieses Phänomen in ganz Burgenland zu beobachten ist. Seinen Angaben zufolge war in den 1950er-Jahren etwa 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung ungarischsprachig, bis Mitte der 1970er-Jahre sank dieser Anteil auf fast die Hälfte, heute beträgt er nur noch rund zwanzig Prozent. Das ist jedoch nicht nur in Oberpullendorf so, sondern auch in anderen kleinen Städten und Gemeinden des Bundeslandes ähnlich.



Im April 2011 erschien das Buch Oskar Koger: Oberpullendorf einst & heute / Felsőpulya egykor & ma, welches das Ergebnis jahrzehntelanger Sammelarbeit des örtlichen Autors ist. Es behandelt die Vergangenheit von Felsőpulya anhand alter Postkarten, vergilbter Dokumente und auf Dachböden gefundener Unterlagen. Durch die Mitwirkung von József Hofer konnte das Album realisiert werden. Mehrere Werke über Felsőpulya stammen vom ebenfalls ortsansässigen József Kraxner, einem Geodäten, der sich selbst als Hobbyheimatforscher bezeichnet. Anlässlich des Jubiläums Ende Mai besuchten auch sie die Ausstellung, die einen Querschnitt durch die Ereignisse der vergangenen fünfzig Jahre bietet.

Am zweiten Tag der Veranstaltungsreihe, am Samstag, konnte das Publikum im Festzelt am Hauptplatz das bunte Programm der Gruppen des Mittelburgenländischen Ungarischen Kulturvereins (MBUKV) erleben. Die ungarische Volkstanzgruppe der Volksschule Oberpullendorf eröffnete die gemeinsame Darbietung mit Tänzen aus der Region Somogy, angeleitet und begleitet von der Pädagogin Diána Mohl-Szilvágyi. Es wurden Rundtänze, Schweinehirten-Tänze und zum Abschluss ein Csárdás getanzt. Anschließend trat der alte Chor des Vereins auf, dessen Mitglieder unter der Leitung von Judit Szász drei authentische Volkslieder aus der Region Oberpullendorf sangen. Der Tanzlehrer und die Tanzlehrerin der Volkstanzgruppe „Csalafinták“, Krisztián Marczis und seine Ehefrau Magdolna Marczisné Dorner, führten einen Paartanz auf, begleitet von der Musikgruppe Kis Boglya. Gemeinsam mit den „Csalafinták“, den Tänzerinnen und Tänzern des UKTU – Ungarischen Kultur- und Tanzvereins Unterwart sowie den Schülerinnen und Schülern sorgten sie nicht nur auf der Bühne für ungarisches Flair. Der Chor Vox Pannonia wurde für das doppelte Jubiläum durch den alten Gesangsverein verstärkt: Unter der Leitung von Imola Antal studierten sie ein Lied der Band „Ismerős Arcok“ ein und trugen es gemeinsam vor.
Elizabeth Hausmann-Farkas, die Obfrau des Ungarischen Kulturvereins Mittelburgenland, erklärte: „Die Jubiläumsveranstaltung ist für unseren Verein ein bedeutender Meilenstein, denn die ungarische Volksgruppe – und darin unser Verein – hat in Oberpullendorf und in der Region, dem Mittelburgenland, stets eine wichtige Rolle gespielt. Unsere Gemeinschaft wurde von Persönlichkeiten gegründet, die auch Oberpullendorf mit aufgebaut und gestärkt haben. So war etwa der frühere Bürgermeister Ernő Kulmann Mitglied unseres Vorstandes. Er hat unsere Arbeit und die Pflege sowie den Erhalt ungarischer Werte unterstützt. In diesen fünfzig Jahren hatten wir zahlreiche Auftritte und Möglichkeiten, uns zu zeigen – obwohl unser Verein offiziell erst 2003 gegründet wurde. Schon davor war die ungarische Volksgruppe kulturell, künstlerisch und gesellschaftlich sehr aktiv – unter anderem in den Bereichen Gesang, Tanz, Volksbrauch und Theater. So wie auch heute noch unsere Gruppen ein vielfältiges Programm darbieten. Die Tänzerinnen und Tänzer sowie die Sängerinnen und Sänger haben bereits vor Monaten mit den Vorbereitungen begonnen, mehrmals pro Woche geprobt und sich intensiv vorbereitet.“
Das mehrtägige Programm wurde von den früheren Stadtoberhäuptern – Rudolf Geißler, József Hofer, Pál Kiss und Ernő Kulmann– gewürdigt. Auch aus Ungarn traf eine Delegation ein: Neben Dr. Sándor Németh, dem Bürgermeister von Bük, und Béla Básthy, dem Stadtoberhaupt von Kőszeg, nahm am Abschlusstag auch Dr. Andrea Hanzséros, Erste Botschaftsrätin der Ungarischen Botschaft in Wien, teil.

Text: Monika Gombás
Übersetzung: Pathy