Die Volkshochschule der Burgenländischen Ungarn feiert in diesem Jahr ihr 35-jähriges Bestehen. Am 17. Mai wird dieses Jubiläum mit einer musikalischen und tänzerischen Veranstaltung gemeinsam mit aktuellen und ehemaligen Mitwirkenden sowie Partnern gefeiert. Innerhalb des Vereins gibt es mehrere Jubiläen: Im nächsten Jahr wird die Musikgruppe Őri Banda 25 Jahre alt, und das beliebte Sommerlager für Sprache und Volkskunst lädt bereits zum 20. Mal Schülerinnen und Schüler ein, die Ungarisch lernen. Mit dem Vorsitzenden, Attila Somogyi, sprachen wir über die Gegenwart, die neu startenden Kurse und aktuelle Programme.
Der 1990 gegründete Verein hat die Mission, die Werte der ungarischen Sprache und Kultur im Burgenland zu bewahren. Seine traditionspflegende Tätigkeit ist von großer Bedeutung, insbesondere bei der Erhaltung und Weitergabe des volksmusikalischen Erbes der Ungarn in der Wart.
“Wir haben eine eigene traditionsbewahrende Gemeinschaft, die sich im Jahr 2001 auf besondere Weise aus Veranstaltungsaktivitäten entwickelt hat: die Őri Banda. Diese ist nicht nur eine Volksmusikgruppe, sondern auch ein Volksliedkreis. Sie ist das am längsten bestehende ungarische Volksmusikensemble in Österreich und wird nächstes Jahr 25 Jahre alt – ein Grund für große Freude und Stolz. Auch eine Nachwuchsformation existiert. Diese Gruppen sind größtenteils dadurch entstanden, dass die Mitglieder nach Abschluss der Kurse aus Eigeninitiative und Motivation aktiv geblieben sind. Viele – insbesondere die Jüngeren – haben sich aus den alljährlich organisierten ungarischen Sprach- und Volkskunstlagern integriert. Zudem haben sich im Rahmen unserer regelmäßigen Programme zur Verbreitung und Popularisierung der burgenländischen ungarischen Volksmusik viele weitere Mitglieder uns angeschlossen. Glücklicherweise setzt sich dieser Prozess bis heute fort.“

(Foto: Somogyi Attila)
“Wir unterrichten gezielt das Material, das wir selbst recherchiert haben. Unter unserer Betreuung wurde 2007, basierend auf der Sammlung von Gyula Kertész, das Buch „Kivilágos kivirradtig“ – Lehrbuch und Melodiensammlung der burgenländischen ungarischen Volksmusik veröffentlicht. Unser Repertoire besteht aus Liedern aus dem Őrvidék (Burgenland), Soldatenliedern und bekannten Melodien, die wir auf zwei CDs unter der Mitwirkung des Volksmusikensembles Boglya veröffentlicht haben. Unsere jüngste, mittlerweile dritte CD haben wir bereits in Eigenregie produziert. Wir halten uns kontinuierlich auf dem neuesten Stand und beobachten Veränderungen aufmerksam, sodass wir neben der archaischen Volksmusik gelegentlich auch moderne Lieder arrangieren und interpretieren. Wo wir musizieren, sind Lebensfreude, heitere Stimmung und ausgelassene Feier garantiert – das bringt unsere ungarische Herkunft mit sich.“
Die Volkshochschule der Burgenländischen Ungarn macht mit ihren gut besuchten und beliebten interkulturellen Veranstaltungen darauf aufmerksam, dass das Burgenland eine vielfältige Region ist.
“Die unterschiedlichen Identitäten der hier lebenden Volksgruppen schaffen ein vielfältiges Umfeld. Wir organisieren Veranstaltungen rund um das ungarische Bogenschießen und die ungarische Kochkunst. Von Kesselgulasch über Fischsuppe bis hin zu Grammelpogatschen präsentieren wir bekannte ungarische Gerichte und lassen Interessierte die typischen ungarischen Geschmäcker probieren. Diese Veranstaltungen sind in der Regel fröhlich und mehrsprachig – je nach den Anwesenden sprechen wir nicht nur Ungarisch, sondern auch Deutsch.”
„Wir leben Vielfalt“: 2024 fand das vierte Warter Mulatság statt (Foto: HP/Somogyi Attila).
“Unser Ziel ist es, der breiten Öffentlichkeit die Besonderheiten des Őrvidék (Burgenland) näherzubringen. Wir leben in einer Region, in der vier Sprachen gesprochen werden – das ist eine Rarität in ganz Österreich. Unsere Geschichte ist wertvoll und schön, und sie muss auch auf Deutsch erzählt werden, damit die hier lebenden Menschen erkennen, dass dies ein einzigartiges Kulturerbe ist, das wir gemeinsam mit der Vergangenheit und dem Erbe der ungarischen, kroatischen und Roma-Gemeinschaften pflegen müssen. Dies kann ein nachahmenswertes Modell für ganz Europa sein. Unsere Aufgabe ist es, der Welt zu zeigen, dass im Burgenland verschiedene Völker in Frieden, Liebe und Einheit zusammenleben.“

Dr. László Somogyi – Attilas Vater – verfasste das Buch „Die Burgenländischen Magyaren” auf Deutsch und Ungarisch.
(Foto: Attila Somogyi)
Seit der Gründung wird wissenschaftliche Forschung betrieben, und es wurden bereits mehrere Bücher veröffentlicht, die sich mit der ungarischen Geschichte des Burgenlandes, der Lokalgeschichte, der Geographie, den Siedlungsformen, ethnischen Fragen und sozioökonomischen Themen befassen. Im Themenbereich der Burgenland-Ungarn werden Interessierte zu Vorträgen, Seminaren und Workshops eingeladen.
“Eine der wichtigsten Aufgaben der Volkshochschulen – neben der Erwachsenenbildung und dem schulischen Unterricht – ist es, über die Minderheitenrechte, also die Volksgruppenrechte, zu informieren. Es gibt Übereinkommen, die auch der österreichische Staat unterzeichnet hat, wie zum Beispiel das Rahmenübereinkommen des Europarats über den Schutz nationaler Minderheiten und Volksgruppenrechte. Ich nehme an diesen Veranstaltungen nicht nur als Vortragender teil, sondern überwache sie auch aktiv. Als Leiter eines ungarischen Vereins werde ich oft um Rückmeldung gebeten, wie diese Regelungen in Österreich umgesetzt werden. Es handelt sich um ein äußerst spezielles Gebiet, das von großer Bedeutung ist, da in der Volksgruppenpolitik noch viele Verbesserungen notwendig sind. Ich möchte betonen, dass dies eine zentrale Aufgabe unserer Gemeinschaftsarbeit ist. Ich nenne auch konkrete Beispiele: So informieren wir die Mitglieder der Volksgruppe darüber, welche Rechte ihnen in Bezug auf die Verwendung der Amtssprache zustehen, welche Möglichkeiten es beispielsweise für eine junge Familie gibt, ihr Kind an einer Schule mit zweisprachigem Unterricht anzumelden, wie in österreichischen beziehungsweise burgenländischen Bildungseinrichtungen die Möglichkeit geschaffen werden kann, Ungarisch zu lernen. Der muttersprachliche Unterricht kann in Österreich in Anspruch genommen werden – man muss sich nur anmelden. Dies ist jedoch kaum bekannt, obwohl es eine Tatsache ist.“
Ungarisch-Kurse (Foto: VHS-Ungarn)
“Wir haben in dieser Hinsicht mehrere Initiativen ergriffen: Letztes Jahr im August haben wir eine Kampagne durchgeführt und die Anmeldung zum muttersprachlichen Unterricht (Erstsprachenunterricht) beworben. Dies hatte auch Erfolg, denn laut Rückmeldungen haben sich im Vergleich zu früher deutlich mehr Menschen registriert. Für eine Volksgruppe ist es von entscheidender Bedeutung, neben der Erwachsenenbildung und dem schulischen Unterricht auch eine eigene Institution in einem Land mit einer Mehrheitssprache zu haben. Dies ist eine Priorität unserer Tätigkeit – keine Verpflichtung, sondern vielmehr eine Mission.“
“Es kommt oft vor, dass man mit besonderen Anfragen an uns herantritt. Wir erstellen ein maßgeschneidertes Konzept – sei es für eine Gemeinde, ein Unternehmen oder eine Gemeinschaft, deren Mitglieder Ungarisch lernen möchten. Auch die österreichische Polizei und das Militär haben unsere Hilfe bereits bei der Weiterbildung ungarischsprachiger Mitarbeiter in Anspruch genommen. Zuletzt haben wir beispielsweise mit unserer fachlichen Arbeit den gemeinsamen ungarisch-österreichischen Dienst der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache (Frontex) unterstützt. Die Teilnehmer besuchten einen Kurs und legten anschließend die akkreditierte Sprachprüfung ab.“
Seit 2005 betreibt die Volkshochschule der Burgenländischen Ungarn das einzige akkreditierte Sprachprüfungszentrum im Burgenland: Wer bei ihnen die Prüfung ablegt, kann eine internationale ECL-Zertifizierung erwerben. Ab März starten neue Kurse, während die bisherigen Standardkurse fortgesetzt werden. Im Frühlings- und Sommersemester liegt der Fokus auf den Sprachkursen, die jährlich insgesamt 100–120 Teilnehmer haben. Das Kursangebot reicht vom Anfängerniveau bis hin zur muttersprachlichen Qualität und steht sowohl Kindern als auch Erwachsenen zur Verfügung. Diese Kurse können in Präsenz aber auch online absolviert werden.
Im Mai wird der Schwerpunkt auf einen etwas anderen Bereich gelegt: das 35-jährige Bestehen des Vereins wird gefeiert.
“Am 17. Mai veranstalten wir unsere Jubiläumsfeier, die einen offiziellen Teil haben wird, zu dem wir alle herzlich einladen, die jemals auf der Bühne der Volkshochschule standen oder derzeit mitwirken. Anschließend beginnt eine ungezwungenere, lockere Tanzveranstaltung mit Musik der Spontán-Band. Wir planen, eine Rückschau auf die Anfänge und die vergangenen Jahre zusammenzustellen – vielleicht bringen wir zu diesem Anlass sogar eine Publikation heraus. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren!“









Seit 2007 können österreichische Schülerinnen und Schüler, welche die ungarische Sprache lernen, Jahr für Jahr am Sommer-Sprach- und Volkskunstcamp der Volkshochschule der Burgenländischen Ungarn teilnehmen. Während der einwöchigen, intensiven gemeinsamen Zeit nehmen die Kinder an zahlreichen Programmen teil, die ihnen bleibende Erinnerungen bescheren, ihre Sprachkompetenzen fördern und ihr Wissen über Folklore in einer ungarischen Umgebung – in der Hauptstadt des Balatons, Siófok – bereichern. Die Anmeldung für das diesjährige Camp, das vom 11. bis 17. Juli stattfinden wird, hat bereits begonnen.
Text: Mónika Gombás
Übersetzung: Pathy