Am 14. Juni traten die Volksmusikensembles des Burgenländisch-Ungarischen Kulturvereins (BUKV) in der Mehrzweckhalle in Siget in der Wart auf. Der BUKV feierte mit diesem Konzert das 10-jährige Jubiläum des Volksmusikunterrichts. Die burgenländischen VolksmusikerInnen widmeten das Konzert ihrer kürzlich verstorbene Lehrerin Jánosné Földesi ‚Rózsa néni‘.
Ludwig Frauer, Obmann des BUKV begrüßte die Zuschauer und dankte der Familie Földesi für die Arbeit, die sie in den letzten zehn Jahren im Kulturverein für den Volksmusikunterricht geleistet hat. „Ich bin sehr stolz auf sie und ihre Erfolge“, so der Obmann des BUKV über die Volksmusikensembles Csörge und Szélforgók. Iris Zsótér, Obmann-Stellvertreterin des BUKV betonte, dass die Volksmusikgemeinschaft im Kulturverein im Laufe der Jahre zu einer großen Familie geworden sei und dass die starke Solidarität, die sich zwischen ihnen entwickelt habe, auf die Liebe zur Volksmusik zurückzuführen und der Familie Földesi zu verdanken sei, betonte Iris Zsótér und erinnerte an die kürzlich verstorbene Lehrerin der VolksmusikerInnen des Kulturvereins Jánosné Földesi. Zum Zeichen des Gedenkens trugen die beim Konzert auftretenden MusikerInnen eine Rose am Revers.
Sie brachte Kostproben ihrer selbstgemachten Erfrischungsgetränke mit, die an solch einem warmen Sommertag bei den TeilnehmerInnen besonders gut ankamen. Der Wiesendudler aus Gierschblättern, Zitronengras, Pfefferminze und Rhabarber wirkte mit seinem besonderen, aber süßen Geschmack erfrischend, ebenso wie der Lindensirup. Die zitronige Rosenblätterbowle sowie das mit Rosmarin und Pfeffer aromatisierte Kräuterwasser mundeten vor allem denjenigen, die es gerne weniger süß bevorzugen.
Das Konzert eröffneten die beiden Musikgruppen Csörge und Szélforgók gemeinsam mit Volksmusik aus Somogy, Ungarn. Anschließend zeigten beide Formationen auch einzeln ihr Können. Auf der abwechslungsreichen musikalischen Reise durch das Karpatenbecken genoss das Publikum ungarische Musik aus Mezőbánd, Ördöngösfüzes und Szászfenes, Siebenbürgen (Rumänien). In Ungarn machten die MusikerInnen auf dieser Reise Station in der südlichen Tiefebene, außerdem in Bogyiszló und Rábaköz.
Ungarische Volksmusik aus dem Burgenland
Die ungarische Volksmusik des Burgenlandes kann melodisch und klanglich unterteilt werden – die Musiktradition des südlichen Burgenlandes ähnelt den Volksmelodien des südlichen Transdanubiens, während nördlich von Oberpullendorf der Einfluss der Region Rábaköz in der Volksmusik zu spüren ist.
Auf dem Programm standen auch Melodien aus der Sammlung ungarischer Lieder von Dr. Károly Gaál, aus der die Volksmusikgruppe Boglya einen Auszug im Buch Talpalávaló vasi folk music 3. veröffentlichte und dessen Anhang auch Originalaufnahmen der damals Phonographierten enthält. So ließen die Gruppen Csörge und Szélforgók unter anderen die Lieder Ez a kislány eladó, Ezer éve, Vörösvári toronyóra, Csak azt mondják von József Janzsó und seiner Frau Julianna aus Schachendorf neu erklingen. Ebenso waren Lieder aus Unterwart und Siget in der Wart im Repertoire zu finden: Gyöngyöm, gyöngyöm, Látod kislány, látod, Alsóőri híd alatt lányok sütik a halat, Jaj de szépen harangoznak könyörgésre, Alsóőri templom tetejére. Besonders beliebt beim Publikum war das Volkslied Gyöngyöm, gyöngyöm, welches von der Musikgruppe Csörge a capella vorgetragen wurde. Das Volkslied aus der Sammlung von Dr. Károly Gaál wurde ursprünglich 1961 von Julianna Szabó aus Unterwart gesungen, der Mutter von Ernő Szabó, einem Gründungsmitglied des Burgenländisch-Ungarischen Kulturvereins.
„Wenn sie die Musik und Lieder ihrer Eltern nicht bewahrt hätten, könnten wir sie auch nicht wiederbeleben.“
– seines Zeichens auch Leiter der Volksmusikgruppe Boglya.
Der Beginn des Volksmusikunterrichts
Seit 2014 organisiert der BUKV ungarischen Volksmusikunterricht unter der Leitung des Musikerehepaares Földesi. Daraus haben sich zwei Ensembles gebildet, die Volksmusikgruppen Csörge (Günter Gaal – Violine, Marianne Seper – Viola, Carmen Prascsaics – Viola, Iris Zsótér – Kontrabass) und Szélforgók (Hanna Tieber – Violine, István Zsótér – Violine und Tamburizza, Olivér Tieber – Kontrabass). Die Nachwuchsgruppe wird durch VolksmusikerInnen der Bartók-Béla-Musikschule in Steinamanger, Ungarn ergänzt: Bence Pribusz – Zymbal, Gesang, Dániel Pribusz – Violine, Gesang und Lehel Németh – Bratsche.
Beim Konzert verstärkten weitere junge Talente des BUKV das Ensemble: Anna Róza Zsótér – Violine, Gesang, Szellős Liza – Violine, Gesang sowie die Nachwuchssängerinnen der Bartok Béla Musikschule Kőhalmi Zsófia, Kőhalmi Nikolett, Gál Hanna und Csenge Gábos.
Gegenwärtig unterrichtet Bence Horváth Violine im Volksmusikunterricht des BUKV.
Das Wirken der Familie Földesi im Burgenland
Seit 2014 finden der Volksmusikunterrichts wöchentlich statt. Da sich der Evangelische Kirchengemeindesaal in Siget in der Wart schnell als zu klein erwies, werden die Proben im Vereinslokal des BUKV in Oberwart abgehalten. Die Familie Földesi veranstaltete zweimal im Jahr mehrtägige Volksmusik-Workshops für die VolksmusikerInnen, die auch jeden Sommer aktiv am Boglya-Musikcamp teilnehmen.
Das Volksmusikehepaar Földesi hat über mehr als drei Jahrzehnte herausragende Arbeit für das Bewahren der authentischen ungarischen Volksmusik des Burgenlandes geleistet. In den ’90-er Jahren unterrichteten sie die Zithergruppe des Zweisprachigen Bundesgymnasiums Oberwart, viele Jahre waren sie auch musikalische Begleiter der Ungarischen Volkstanzgruppe Siget in der Wart. 2003 veröffentlichten sie zusammen mit der Őri Banda, der Zithergruppe der Volkshochschule der Burgenländischen Ungarn die CD Burgenländisch-Ungarische Volksmusik, der 2005 eine Fortsetzung unter dem Namen Burgenländisch-Ungarische Volksmusik 2 folgte. Außerdem erschien in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule der Burgenländischen Ungarn die Publikation „Kivílagos kivirradtig…“, ein Lehrbuch ausgewählter ungarischer Volksmusik aus dem Burgenland, basierend auf der Sammlung von Gyula Kertész.
Das Volksmusikehepaar Földesi veröffentlichte drei Bücher mit dem Titel Talpalávaló Volksmusik- und Melodiensammlung aus dem Komitat Eisenburg, von denen der zweite Band „Kiskertemben cifra sóska…“ im zweiten Teil burgenlandungarische Hochzeitsbräuche enthält. Der Ethnograph Dr. Károly Gaál hat die Trauzeugengedichte von ganzen Hochzeiten in Siget in der Wart und Unterwart sowie Geschichten über den Verlauf der Zeremonie gesammelt. Das Ehepaar Földesi befasste sich mit der Sammlung, verbrachte mehrere Nachmittage zusammen mit der älteren Generation in Siget in der Wart und ließ gemeinsam mit den Dorfbewohnern die Traditionen alter Hochzeiten wieder aufleben. Die von Ernő Barsi gesammelten Lieder wurden erneut gespielt und in die Hochzeitszeremonie integriert. Auf der CD-Beilage der Melodiensammlung sind Trauzeugengedichte von Jenő Pulay und Hochzeitsvolkslieder zu hören, vorgetragen unter anderem von Mária Lisztné Ferber aus Unterwart, Ferenc Dominkovics aus Oberwart oder Ernő Pathy aus Siget in der Wart.
Der dritte Band der Talpaláláló Volksmusik- und Melodiensammlung aus dem Komitat Eisenburg ist unter dem Titel „Míg szeretőt nem tartottam…” erschienen. Der Band basiert auf der burgenländischen Sammlung von Dr. Károly Gaál, die Originalaufnahmen sind auch auf dem beigefügten Audiomaterial veröffentlicht, zu hören sind unter anderem Julianna Szabó und Terézia Gaál aus Unterwart, sowie Ernő Pesty aus Rotenturm an der Pinka und Rezső Maurer aus Oberpullendorf.
Die größten Erfolge des Nachwuchsvolksmusikensembles Szélforgók:
- 4. März 2023 (Steinamanger, Ungarn): XXI. Sistrum-Volksmusikwettbewerb – Prädikat Niveauvoll und in der Kategorie Soloinstrument Gold für István Zsótér.
- 3. Juni 2023 (Sümeg, Ungarn): XIV. Lajos-Vass-Volksmusikwettbewerb – Sonderauszeichnung Gold (das Ensemble erreichte das Finale, an dem es jedoch nicht teilnehmen konnte).
- 24. März 2023 (Szentes, Ungarn): IX. Nationaler Volksmusikwettbewerb – 3. Platz für die Nachwuchsmusikgruppe Szélforgók mit 58 von maximal 60 möglichen Punkten.
- 18. November 2023 (Nagykanizsa, Ungarn): Gold beim IV. Volksmusikwettbewerb der Region Zala sowohl für die Gruppenperformance als auch für István Zsótér in der Solokategorie.
Auszeichnung des Volksmusikensembles Csörge:
14. Oktober 2024 (Budapest, Ungarn): Finale des XIV. Lajos-Vass-Volksmusikwettbewerbs – Prädikat Niveauvoll und Sonderpreis.
Csörge und Szélforgók sind ständige Mitwirkende sowie Repräsentanten der ungarischen Volksgruppe im Burgenland bei Veranstaltungen innerhalb der Landesgrenzen und darüber hinaus sowie im Zweisprachigen Bundesgymnasiums in Oberwart oder bei anderen burgenländischer Volksgruppen (Burgenlandkroaten, Burgenlandroma). Die Musikgruppe Szélforgók tritt auch regelmäßig bei Programmen im grenznahen Ungarn (Velem, Kőszegszerdahely, Szombathely) auf.
Text und Fotos: BUKV