Das Geburtshaus von Franz Liszt und der Liszt-Konzertsaal haben nach längerer Renovierung am 15. Mai wieder geöffnet. Neben dem modernen Konzertsaal wurde ein neues museales Ensemble mit drei kleineren Räumen fertiggestellt. Der Geburtsort des weltweit anerkannten Komponisten und Klaviervirtuosen – das Gebäude des ehemaligen Esterházy-Gutshofs – erinnert an den Geist des musikalischen Genies.
Das Liszt-Zentrum hat mit der Renovierung ein völlig neues museumspädagogisches Konzept gestartet: Ziel ist es, dass die Besucherinnen und Besucher eine persönlichere Beziehung zu Liszts Kunst und Lebensweg aufbauen und sein künstlerisches Erbe besser kennenlernen. Das Geburtshaus wurde vollständig modernisiert, dabei kamen auch kunsthistorisch interessante Wandmalereien zum Vorschein, die auch für die breite Öffentlichkeit von besonderem Interesse sein könnten.

Die neue Dauerausstellung mit dem Titel „Le Concert c’est moi – Das Konzert bin ich“ wurde von Theresia Gabriel sowie Eduard und Johannes Kutrowatz kuratiert. Für das künstlerische Konzept zeichnete der renommierte Bühnen- und Kostümbildner Christof Cremer verantwortlich. Das Museum hat sich bewusst von der traditionellen, chronologischen Präsentationsform gelöst und stellt stattdessen thematische Blickwinkel in den Vordergrund, um Liszts reiches Erbe auf neue Weise zugänglich zu machen. Die Besucherinnen und Besucher entdecken dabei eigenständig jene Orte, an denen zentrale Momente im Leben des Musikgenies stattgefunden haben – etwa Wien, Paris, Rom, Budapest, Weimar und Bayreuth. Ergänzt wird dies durch einen virtuellen Rundgang zu jenen europäischen Stationen, die Liszt auf seinen zahlreichen Reisen besuchte – mehr als 600 Konzerte in 230 Städten. Die multimediale Präsentation zeigt dabei nicht nur Städte, sondern auch bedeutende Augenblicke: Erfolge, Begegnungen und Wendepunkte. Liszt begegnet uns als gefeierter Virtuose, leidenschaftlicher Wohltäter, überzeugter Europäer und innovativer Musiker – sei es als Hofkapellmeister in Weimar, als Kirchenkomponist in Rom oder als Förderer junger Talente in Budapest. Ein besonderes Highlight der Instrumentensammlung ist das legendäre Hoffmann-Klavier, auf dem Liszt sein letztes Konzert in Rom gegeben hat.
Im Liszt-Konzertsaal, der sich direkt gegenüber dem Museum befindet, eröffnet sich eine neue Perspektive auf das 19. Jahrhundert. Der im Jahr 2006 aus Holz errichtete Bau zählt zu den bekanntesten Sälen Europas und ist nicht nur ein beliebter Ort für Konzerte, sondern auch für Tonaufnahmen. Im Zuge der Renovierung wurden die Ton- und Lichttechnik modernisiert. Im neuen Gebäude finden ein Konferenzraum, eine Industrieküche, ein Büro sowie Nebenräume Platz.

„Wir heißen Besucherinnen und Besucher aus aller Welt willkommen – das umfangreiche Ausstellungsmaterial ist auf drei Sprachen zugänglich: auf Ungarisch, Deutsch und Englisch. Es steht außerdem ein ebenfalls dreisprachiger Audio-Guide zur Verfügung, und auf Wunsch kann auch eine individuelle Führung gebucht werden. Im Zuge der Modernisierung wurde ein besonderer Fokus auf die Digitalisierung gelegt: Wir haben eine App entwickelt, die als Audioguide aufs Smartphone heruntergeladen werden kann, und die Sammlung wurde auch um mehrere digitale Inhalte erweitert“, erklärte József Gátas, Produktionsleiter des Liszt-Zentrums, der auch über weitere Pläne sprach: „Zahlreiche ungarische oder aus Ungarn stammende Künstlerinnen und Künstler werden 2025 in Raiding auftreten. Im Oktober werden unter anderem das Franz Liszt Kammerorchester und das Sárközy Trio zu sehen sein; außerdem wird die aus Siebenbürgen stammende, in Paris lebende und unterrichtende Pianistin Suzana Bartal ein Solokonzert geben. Auch im Sommerprogramm des kommenden Jahres werden wieder Gastkünstlerinnen und -künstler mit Ungarn-Bezug vertreten sein – sei es aus dem Bereich der klassischen Musik oder etwa des Jazz. Die Besuchergemeinschaft des Liszt-Zentrums ist äußerst vielfältig: Ein großer Teil kommt aus Ungarn – etwa Vereine, Schulklassen oder Pensionistenklubs –, aber auch aus der Slowakei und aus Siebenbürgen gibt es reges Interesse, und auch die ungarische Gemeinschaft in Österreich ist stark präsent. Künftig möchten wir verstärkt auf die burgenländische und regionale ungarische Bevölkerung zugehen und starten mehrere grenzüberschreitende Programme. Ein Schwerpunktprojekt ist der Aufbau von Partnerschaften mit Schulen in Ungarn. In diesem Sinne besuchten auf Einladung unserer beiden Intendanten, Eduard und Johannes Kutrowatz, Jugendliche des Berzsenyi Dániel Evangelischen Gymnasiums und Internats in Ödenburg sowie der Hunyadi János Evangelischen Kindergarten-, Volks- und Kunstschule unser Haus. Dies war der erste Schritt in dieser Partnerschaft.
Wir planen, auch die hier lebenden ungarischsprachigen Menschen oder jene, die in irgendeiner Weise mit der ungarischen Sprache und Kultur verbunden sind, anzusprechen. Mit dieser neuen Ausrichtung bemühen wir uns, das Zentrum zu einem Ort lebendiger Musikausbildung, europäischer Kulturgeschichte und persönlicher Entdeckungen zu machen.“
– sagte der Produktionsleiter.
Zur feierlichen Eröffnung am 15. Mai reiste auch eine Schülerdelegation mit achtzig Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Budapest an. Das viertägige Programm unter dem Titel „Camp der Ausgezeichneten“ wurde vor über zehn Jahren von der Bezirksverwaltung des 18. Budapester Bezirks (Pestszentlőrinc-Pestszentimre) ins Leben gerufen. Meistens führte der Weg nach Siebenbürgen, heuer fiel die Wahl bereits zum dritten Mal auf Österreich. Um das historische und kulturelle Erbe des Burgenlands und Westungarns kennenzulernen, war auch das Liszt-Zentrum in Raiding eine der Stationen für die Schülerinnen und Schüler der achten Schulstufe.
József Gátas ist in Balf aufgewachsen. Er ist von Haus aus Historiker und arbeitet seit seinem Doktoratsabschluss in Österreich. Er war im Kulturmanagement tätig, arbeitete im Haydn-Haus, und ist seit einigen Jahren Mitarbeiter des Liszt-Zentrums, wo er derzeit als Produktionsleiter tätig ist. Seine Publikationen erscheinen ebenfalls in den Veröffentlichungen der Institution.

Das Motto dieses Jahres lautet ‚Le Concert, c’est moi‘ – also ‚Das Konzert bin ich‘ – und gilt als Franz Liszts wohl berühmtester Ausspruch. In Anlehnung an den berühmten Satz von Ludwig XIV., dem ‚Sonnenkönig‘ – ‚Der Staat bin ich‘ – bringt auch Liszts Formulierung seine zentrale Rolle als Künstler symbolisch auf den Punkt: Er war einer der ersten Superstar-Musiker. Mit seiner Erscheinung, seiner Persönlichkeit und seinem Talent stach er aus der Menge heraus. Er war der Erste, der das Format wählte, einen ganzen Abend allein, mit nur einem Instrument – dem Klavier, das er auch noch dem Publikum zuwandte – zu bestreiten. Er setzte auf theatralische Elemente und brachte revolutionäre Neuerungen für das musikbegeisterte Publikum seiner Zeit. Alles begann hier, in Raiding, im Jahr 1811. – sagte József Gátas.
Titelbild: Andreas Hafenscher
Text: Mónika Gombás
Übersetzung: Pathy