Bereits zum fünften Mal, diesmal in ungewöhnlicher Form, veranstaltete die Volkshochschule der Burgenlandungarn am 17. Mai das Warter Mulatság im OHO in Oberwart. Die gewohnte musikalische Feier wurde durch ein Jubiläumsprogramm erweitert, da der Verein heuer sein 35-jähriges Bestehen feiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ausverkauften Veranstaltung konnten nach einem nostalgischen, bebilderten Bericht des Vereinsobmanns ein Konzert der Őri Banda genießen. Den krönenden Abschluss bildete die Band Spontán, die für eine ausgelassene Partystimmung sorgte.
Der im Jahr 1990 gegründete Verein mit Sitz in Oberwart ist Mitglied der Organisation der Volksbildungseinrichtungen in Österreich. Ursprünglich wurde er unter dem Namen „Volksbildungsstätte für die ungarische Sprache und Kultur“ ins Leben gerufen. András Rácz, danach János Decker und seit 1995 Attila Somogyi hatten bzw. haben das Amt des Präsidenten inne. Die Jubiläumsfeier begann mit einer Zusammenfassung des aktuellen Leiters. Zahlreiche Freunde, Unterstützer sowie Vertreter kooperierender Institutionen und Organisationen nahmen an der Veranstaltung teil.

Attila Somogyi erzählte, dass sich die Burgenländische Ungarische Volkshochschule seit ihrer Gründung konsequent an ihre ursprünglichen Zielsetzungen hält. „Die Unterstützung des Fortbestands der burgenländisch-ungarischen Volksgruppe, die Pflege der ungarischen Sprache und Kultur sowie die Bereitstellung von Volkshochschulprogrammen auf Basis der Zweisprachigkeit sind auch heute noch unsere zentralen Aufgaben – genauso wie zur Zeit der Gründung. Durch interkulturelle Veranstaltungen, gemeinschaftliche Projekte und Bildungsinitiativen leisten wir einen aktiven Beitrag zur Bewahrung der Identität. Unsere Arbeit stützt sich auf zwei Hauptsäulen – den Sprachunterricht und die kulturelle Tätigkeit –, wobei Letztere sowohl die Traditionspflege als auch den Bereich der wissenschaftlichen Forschung umfasst. Unsere verschiedenen Programme – Vorträge, Fach- und Studienfahrten, Workshops, Konzerte und selbstverständlich die Auftritte unseres Volksmusikensembles, der Őri Banda – ziehen jährlich im Schnitt rund 1500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an.
Unsere Formation ist das am längsten bestehende ungarische Volksmusikensemble in Österreich und wurde 2001 in Oberwart gegründet. Seit über zwei Jahrzehnten bewahren und pflegen wir den Melodienschatz des Burgenlandes: Mit Soldatenliedern, bekannten ungarischen Liedern und archaischen Volksliedern sprechen wir das Publikum an.
Unser Repertoire besteht aus authentischen, im Burgenland gesammelten ungarischen Volksliedern und deren Bearbeitungen. Wir haben nicht nur Tonträger veröffentlicht, sondern auch ein Liederbuch herausgegeben. Gemeinsam mit dem Volksmusikensemble Boglya haben wir gearbeitet und die Sammlungen von Ernő Barsi und Gyula Kertész bearbeitet. Wir treten regelmäßig auf, und unsere wertbewahrende Tätigkeit leistet einen bedeutenden Beitrag zur kulturellen Vielfalt der burgenländisch-ungarischen Gemeinschaft und zur Weitergabe der Traditionen. In unserem Sommerlager in Siófok haben jedes Jahr rund 30 Jugendliche die Möglichkeit, mit uns gemeinsam unvergessliche Erfahrungen zu sammeln, die ungarische Sprache zu lernen und die ungarische Volksmusik kennenzulernen. Unsere Ungarisch-Sprachkurse stoßen auf anhaltendes Interesse – jährlich nehmen etwa 120 Personen daran teil, unabhängig vom Alter, vom Anfänger- bis zum Fortgeschrittenenniveau. Unsere Einrichtung ist zudem einzigartig, da sie als einziges ECL-Sprachprüfungszentrum im Burgenland fungiert.“

Póczik-Zelenák Enikő, Ungarischlehrerin an der Burgenländischen Ungarischen Volkshochschule, trug bei der Feier ein Gedicht von Ágnes Nemes Nagy vor. Sie erklärte: „Unser Sprachunterricht ist kommunikations- und praxisorientiert, der Schwerpunkt liegt auf dem Sprechen. Ziel ist es, dass unsere Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer so rasch wie möglich zu sprechen beginnen. Sie sollen sich trauen zu reden und sollen Erfolgserlebnisse haben. Viele besuchen unsere Kurse neben der Arbeit oder als Pensionistinnen und Pensionisten. Oft reicht es ihnen, dass sie in Ungarn einkaufen, einen Kaffee bestellen oder einen Friseurtermin ausmachen können. Wir bieten aber auch Sprachkurse für den Amts- und Wirtschaftsbereich an.“
An der Festveranstaltung nahmen auch hochrangige Gäste teil: Landesrat Dr. Leonhard Schneemann, Dr. John Evers, Generalsekretär des Verbandes der Volksbildungswerke Österreichs, Dr.in Christine Teuschler, Präsidentin des Verbandes der Burgenländischen Volkshochschulen, Horst Horvath, Präsident der Volkshochschule der Roma im Burgenland, Sigfried Hajszan, Vizepräsident des Kroatischen Kulturvereins HKD, Iris Zsótér, Vizepräsidentin des Ungarischen Kulturvereins im Burgenland und Direktorin des zweisprachigen Bundesrealgymnasiums Oberwart.
Der Verband Österreichischer Volkshochschulen besteht seit fast 130 Jahren und unterstützt die Mehrsprachigkeit sowie den Erhalt der Volksgruppensprachen. Generalsekretär Dr. John Evers betonte in seiner Festrede: „Ich finde es spannend und besonders wichtig, dass die Burgenländische Ungarische Volkshochschule nicht nur als eigene Einrichtung der Volksgruppe fungiert, sondern allen offensteht, die sich für die ungarische Sprache und Kultur interessieren. Dass auf hohem Niveau gearbeitet wird, beweisen auch Auszeichnungen wie der Europäische Sprachensiegel für innovative Sprachprojekte oder die Nominierung des Vereins für den Staatspreis für Erwachsenenbildung.“

Dr.in Christine Teuschler, die Vorsitzende des Verbandes der Volkshochschulen des Burgenlandes, führte aus: „Das Burgenland wurde maßgeblich durch seine Volksgruppen mit ihrer Sprache und ihrem geistigen Erbe geprägt. Daher war es naheliegend, diese Vielfalt auch in der Struktur der Volkshochschulen abzubilden und eigenständige volksgruppenbezogene Volkshochschulvereine zu gründen. So entstand 1985 zunächst die Volkshochschule der Burgenländischen Kroaten, 1990 die Volkshochschule für Ungarische Sprache und Kultur und schließlich 1999 die Volkshochschule der Burgenland-Roma.“
Aus dem Burgenland und auch den benachbarten Regionen waren mehrere ungarische Gemeinschaften bei der Veranstaltung vertreten. Anwesend waren unter anderem Vertreterinnen und Vertreter des Ungarischen Medien- und Informationszentrums Unterwart (UMIZ), des Ungarischen Kultur- und Tanzvereins Unterwart, des Freundeskreises der Ungarn aus Jabing und Unterwart, der Reformierten Kirchengemeinde Oberwart, des Ungarischen Kulturvereins Mittelburgenland sowie der Stadtgemeinde Oberpullendorf. Aus Ungarn waren Mitarbeiterinnen des Hauses Őrvidék aus Sopron angereist.

Edit Győri, die Leiterin des Őrvidék-Hauses in Sopron, informierte: „Unsere Organisation ist eine Abteilung der Magyar Házak (Ungarischen Häuser) und stellt die Basis in Westungarn dar. Unser Sitz befindet sich im Esterházy-Palais im Zentrum von Sopron. Wir heißen gerne ungarische Gruppen aus dem Ausland willkommen, die sich der Pflege der ungarischen Kultur widmen – ebenso nehmen wir selbst gerne an kulturfördernden Treffen im Burgenland teil. Grenzüberschreitende Produkte – wie etwa Weine und Bücher – präsentieren wir ebenso; wir organisieren musikalische Projekte und Ausstellungen. Mit großer Freude haben wir den Kontakt zur Burgenländischen Ungarischen Volkshochschule aufgenommen – hoffentlich ist damit eine langfristige Zusammenarbeit gestartet. In Zukunft möchten wir auch mit weiteren ungarischsprachigen Organisationen der Region in Verbindung treten.“
In der zweiten Hälfte der Veranstaltung spielte die Őri Banda, danach sorgte die Band Spontán für eine grandiose Partystimmung.
Text, Fotos: Gombás Mónika
Übersetzung: Pathy