Der Herbst ist im christlichen Kulturkreis nicht nur Zeit der Einbringung, sondern auch des Dankes. So ist es Jahr für Jahr auch in der Römisch-Katholischen Pfarrgemeinde Unterwart: Nach mehreren Wochen der Vorbereitung dankten die Mitglieder der Gemeinde am 21. September in einer Erntedankfeier in der Kirche der heiligen Katharina von Alexandria für die Fülle der Natur und die erwirtschafteten Güter. Im zweisprachigen Gottesdienst segnete Pfarrer Adalbert Gáspár die von den Gläubigen mitgebrachten Früchte, das Gemüse, das Brot und den Wein. Die Erstkommunikantinnen, Erstkommunikanten und Firmlinge stellten sich vor. Der Festtag endete mit einer großen Agape im Kulturhaus.
Der Abschluss der herbstlichen Ernte war in der Geschichte der Menschheit immer eine besondere Zeit. „Schon in vorchristlichen Epochen spielte der Dank eine hervorgehobene Rolle – sowohl in der jüdischen Tradition als auch im Leben heidnischer Gemeinschaften. Die Menschen erkannten bald, dass die erwirtschafteten Güter nicht bloß Früchte ihres eigenen Fleißes sind, denn die Kräfte der Natur – Eis, Wasser oder Feuer – konnten die Ergebnisse ihrer Arbeit jederzeit zunichtemachen. Deshalb war es ihnen wichtig, jemandem zu danken, der über ihnen steht und an den sie sich vertrauensvoll wenden können. Die Idee der Erntedankfeier sagt auch heute: Menschliche Arbeit allein genügt nicht – es braucht die Unterstützung der Natur und, dem Glauben gemäß, der göttlichen Vorsehung. Zwar beziehen sich die traditionellen Riten in erster Linie auf Obst, Gemüse, Brot und Wein; doch der Dank lebt in viel weiterem Sinn fort. Die Sicherheit des täglichen Auskommens, das Einkommen und der durch Arbeit entstehende Zuwachs gehören ebenfalls zu dem, wofür Menschen danken.“, sagte Adalbert Gáspár, Pfarrer von Unterwart, zum Fest.










Nach alter Tradition brachten die Mitglieder der römisch-katholischen Gemeinde des Ortes – allen voran die Kinder – an diesem Sonntag Früchte, Gemüse und Brot, die die Ergebnisse des Alltags und menschlicher Arbeit symbolisieren, zum Altar. Mónika Soproni, Religionslehrerin an der Zweisprachigen Volksschule Unterwart, berichtete, dass das Thema in den vergangenen Wochen im Mittelpunkt stand: „Jedes Jahr nimmt die Gemeinschaft am letzten oder vorletzten September-Sonntag an der Erntedankmesse teil. Wir sensibilisieren die Kinder: Sie sollen danken und überlegen, wem sie für Speis und Trank, für ihr Zuhause zu danken haben. Auch im Unterricht lag der Akzent auf dem Dank: Wir sind der Frage ‚Wofür bist du in deinem Leben dankbar?‘ nachgegangen. Zum Glück erlebe ich bei ihnen Sensibilität. Sie kennen die Rangordnung der Werte, sie fühlen und denken richtig: Sie danken für ihr Leben, für ihre Eltern und Geschwister, dafür, dass sie essen und trinken können – nicht aber für die Güter einer materialistischen Welt, nicht für Dinge. Das freut mich besonders.“

Wochenlang sammelten die Gläubigen Früchte, Gemüse, Getreide, Heilkräuter und Blumen für die Ausschmückung der Kirche. Auch die auf dem Hochaltar platzierte, eindrucksvolle Erntedankkrone entstand über lange Zeit; sie ist bis Allerheiligen zu sehen. Verantwortlich zeichnete auch im Jahr 2025 Juliana Szabo, Leiterin von Julia’s Bauernhof und Mitglied des Pfarrgemeinderates von Unterwart. Über die Entstehung sagte sie: „Seit Mitte des Sommers haben wir zu fünft oder sechst Getreide geschnitten, und am vergangenen Samstag wurde das Team größer: Wir haben dekoriert und den großen Schmuck aufgestellt. Die Zusammensetzung hängt immer davon ab, was in einem Jahr besser gedeiht, welche Saat kräftiger, besser ist. Heuer verwendeten wir vor allem Hafer, geschmückt mit Salbei und Rosmarin. Das Brot hat die Frau meines Sohnes gebacken.“

An der traditionellen Feier nehmen auch Vertreterinnen und Vertreter der örtlichenVereine und Organisationen teil. Heuer stellten sich zudem die Erstkommunikantinnen, Erstkommunikanten und die Firmlinge vor. Üblicherweise geschieht das im November, am Tag der Kirchenpatronin, der heiligen Katharina; diesmal erhielten die Jugendlichen früher Gelegenheit: drei Volksschülerinnen und Volksschüler aus der zweiten Klasse und sieben Teenager. Die 13-jährige Nóra Számedli, Schülerin des Zweisprachigen Bundesrealgymnasiums Oberwart, geht seit frühester Kindheit in die Kirche. Sie wurde getauft, warErstkommunikantin, und im kommenden Frühjahr folgt die Firmung. „Glaube bedeutet für mich neben Regelmäßigkeit und Gewohnheit vor allem Sicherheit. Es ist etwas Gutes, abends, statt am Handy zu blättern einmal nach innen zu schauen und zu beten. Das schenkt mir Ruhe und bringt Frieden in mein Leben. Außerdem ist es ein eigenartiges Gefühl, schon so alt zu sein – diese paar Jahre sind schnell vergangen.“

Die Ernteweihe ist nicht nur Ritus, sondern auch ein Fest der Gemeinschaft. „Die Vorstellung fand im Rahmen des Pfarrfestes statt, weil das allen ein gemeinsames, freudiges Erlebnis schenkt. Gerade hier ist die persönliche Beziehung wichtig, so können sie der Pfarrgemeinde näherkommen. Die Erstkommunion im kommenden Frühjahr wird voraussichtlich Ende April/Anfang Mai sein. Bis dahin wird es soziale Programme geben – etwa einen Besuch im Demenzzentrum Oberwart; wir fördern soziale Offenheit, sprechen über kirchliche Traditionen und vertiefen uns in die Bibel. Ich habe den Erzabt von Pannonhalma eingeladen; er wird im Frühjahr firmen. Im Herbst besuchen wir ihn in Pannonhalma und lernen ihn kennen. Ich möchte, dass die Kinder erleben, wie es ist, in den Mauern eines fast tausendjährigen Klosters zu beten“, gab der Pfarrer von Unterwart einen Ausblick auf die kommende Zeit.












Vor der Pandemie fand die Agape nach dem Erntedank in der Alten Schule statt. Im Vorjahr wurde das Programm bereits im Kulturhaus veranstaltet – und auch heuer nahmen rund 150 bis 200 Personen teil. Die Gästeschar – nicht nur römisch-katholische Gläubige, sondern auch Vertreterinnen und Vertreter anderer Konfessionen und Orte – plauderte, aß, trank und entspannte sich stundenlang in ungezwungener Atmosphäre.
Text: Mónika Gombás
Übersetzung: Pathy





































