Seit dem 1. Februar letzten Jahres hat der Freiwillige Feuerwehrverein Unterwart einen neuen Kommandanten: Udo Seper, Polizeiermittler von Beruf, ist auch in seiner Haupttätigkeit „uniformiert“. Er teilte seine Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr mit den Leserinnen und Lesern von Rólunk.at, und es wurde auch über die traditionellen Feuerwehrveranstaltungen gesprochen.
Udo Seper hat auch im zivilen Leben einen nicht alltäglichen Beruf: Er ist Ermittler. Seit fast fünfundzwanzig Jahren verfolgt er Straftäter, derzeit arbeitet er in der kriminalpolizeilichen Abteilung der Polizeiinspektion Oberwart-Güssing-Jennersdorf und befasst sich mit Einbrüchen und Raubüberfällen. Er wurde 1977 in Güssing geboren. In seiner Kindheit hat er Ungarisch gelernt, sein Großvater war Direktor der Volksschule im Ort und sie sprachen fast ausschließlich Ungarisch. Diese Sprachkenntnisse waren sein ganzes Leben lang ein Vorteil für ihn, auch heute profitiert er davon, denn er benutzt die Sprache nicht nur zu Hause, sondern auch häufig an seinem Arbeitsplatz: In grenzüberschreitender Zusammenarbeit mit der Polizei in Szombathely werden gemeinsam Straftaten aufgeklärt. Parallel dazu ist er ehrenamtlich Feuerwehrkommandant in Unterwart.

Er hat in Oberschützen (Felsőlövő) maturiert, seinen Militärdienst geleistet und die Polizeischule in Wien absolviert, wo er 1997 seine Laufbahn begann. Im Jahr 2007 kehrte er ins Burgenland zurück, seit 2011 ist er in Oberwart bei der Ermittlungsabteilung im Dienst. Er hat drei Söhne: der älteste ist 21 Jahre alt, Student in Graz, der mittlere ist 15 Jahre alt und beginnt im September die fünfjährige forstwirtschaftliche Fachschule, der jüngste ist 3 Jahre alt und kommt im Herbst in den Kindergarten. In der Familie spricht jeder Ungarisch, der Jugendliche zeigt vielleicht das meiste Interesse für die Sprache. Seine Frau und sein erwachsener Sohn sind Freiwillige bei der Feuerwehr. Sabrina arbeitet als Buchhalterin, durch ihren Mann hat sie Ungarisch gelernt, sie versteht die Sprache gut – wie ihr Partner sagt: „Man kann sie nicht mehr verkaufen.“
Polizist und Feuerwehrmann: Im Mittelpunkt beider Aufgaben steht der Mensch, das Helfen.
Reinhard Raba, der frühere Leiter, fragte Udo vor etwa zehn Jahren nach einem Fußballtraining, ob er Lust hätte, sich den Feuerwehrleuten anzuschließen. Es interessierte ihn, er ging hin und blieb dort. In den vergangenen zehn Jahren hat er jede Position kennengelernt, an allen Kursen teilgenommen, alle verpflichtenden und empfohlenen Prüfungen abgelegt, heute ist er der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Unterwart, die im vergangenen Jahr ihr 120-jähriges Bestehen feierte. Am 1. Februar des letzten Jahres übernahm er den Staffelstab. Mit seiner Stellvertreterin, Kerstin Nemeth, versteht er sich gut, sie sind gemeinsam erfolgreich und effizient, haben dieselben Erwartungen und Ansichten.
Im vergangenen Jahr überstieg ihre Aufgabenmenge bei Weitem das gewohnte Maß: Sie mussten bei mehreren technischen Alarmen, technischen Hilfeleistungen, Verkehrsunfällen, Sturmschäden und Bränden sowie in zahlreichen Hochwassersituationen mitwirken. Am 10. Juni des vergangenen Jahres wurden sie beim bislang heftigsten Hochwasser der Pinka fast dreißig Mal aus der ganzen Region alarmiert. In der diesjährigen Silvesternacht hatten sie um Mitternacht gerade erst angestoßen, als ein Hilferuf einging: In der Nähe von Unterwart geriet der Standort eines holzverarbeitenden Unternehmens in Brand. Sie löschten bis zum Morgengrauen.




„Wer nicht in der ersten Reihe stehen will, kann hinten bleiben. Meine Aufgabe ist es, zu beobachten, wer in einer bestimmten Situation wozu fähig ist, was er tun und leisten kann. Dazu muss man die Kameraden kennen, man muss erkennen, in welchem seelischen Zustand sich der Kollege gerade befindet. Nach jeder Aktion sprechen wir miteinander, ich frage, wie es jedem geht, ob jemand psychologische Betreuung von einem Fachmann in Anspruch nehmen möchte – vor allem, wenn bei einer Rettung jemand ums Leben kommt oder gar ein Kind stirbt.“
Im Alarmfall wird die Feuerwehr von Unterwart von sechs weiteren Feuerwehreinheiten unterstützt: Oberwart, Eisenzicken, Sankt Martin in der Wart, Rotenturm an der Pinka und Oberdorf. Die Freiwilligen dieser Orte stehen im Ernstfall gemeinsam im Einsatz.


Nach der Einstufung – die unter anderem von der Einwohnerzahl, dem wirtschaftlichen Zustand usw. abhängt – steht Unterwart auf einem hohen Niveau: Der Unterwarter Feuerwehrverein gehört zur Kategorie vier, was bedeutet, dass die vorgeschriebene Mannschaftsstärke von vierzig Personen eingehalten werden muss. Derzeit besteht der Verein aus zweiundvierzig Mitgliedern: Neben vier Pensionisten entwickelt sich auch der Nachwuchs, bereits acht junge Feuerwehrleute verstärken die Feuerwehr.
„Die Bevölkerung begegnet uns mit Respekt, in der Regel bedanken sie sich bei gemeinsamen Gemeindeveranstaltungen für unsere Arbeit. Ich bin stolz darauf, dass im Alarmfall sicher zwanzig unserer Mitglieder einsatzbereit sind. Das ist außergewöhnlich gut“, betonte der Kommandant, der gemeinsam mit seinem Stellvertreter ständig Dienst hat. Das ist schwer zu bewältigen als Vater, aber Udo wird von seiner Familie von Anfang an unterstützt – damals, als die Kinder klein waren, ebenso wie heute, immer und in jeder Situation –, sodass er sich ganz auf die Rettung konzentrieren kann.
Die Feuerwehrvereinigung wird von der Gemeinde Unterwart unterstützt, sie erhält auch staatliche Mittel und kann zudem mit eigenen Einnahmen rechnen. In ihrer kürzlich erneuerten Zentrale haben sie aus dem eigenen Budget Parkett, neue Stühle, einen Tisch, eine Spülmaschine und ein Hebekissen angeschafft. Die Renovierung haben sie selbst durchgeführt.

Zu ihren traditionellen Veranstaltungen zählen der Katharinenball im November, das Aufstellen des Maibaums am 1. Mai und im Juli das Austanzen desselben. Am 4. Mai – dem Internationalen Tag der Feuerwehrleute – gedenken sie jedes Jahr an der dem Schutzpatron der Feuerwehrleute geweihten, 1893 erbauten St. Florian-Kapelle.
Sie nehmen an den Veranstaltungen der Römisch-Katholischen Pfarrgemeinde Unterwart teil, zuletzt folgten sie unter der Leitung von Pfarrer Adalbert Gáspár den vierzehn Stationen des Kreuzwegs. Beim Weihnachts- und Neujahrsgottesdienst wird ihre eigene Ehrenfahne von zwei Uniformierten in die Kirche getragen. Häufig empfangen sie Feuerwehrleute aus anderen Ortschaften, ebenso gerne besuchen sie selbst andere Orte. Enge Freundschaften pflegen sie mit den Freiwilligen aus Eisenzicken, Rotenturm und Siget in der Wart.
Text, Fotos: Mónika Gombás
Übersetzung: Pathy