Eine Gedenktafel zu Ehren von Ernst Szabo, dem ehemaligen Obmann des Unterwarter Heimathauses wurde am 26. Oktober vor dem Museumsgebäude enthüllt. Die Gedenktafel wurde von Joachim Szabo, Obmann des Unterwarter Heimathauses und Josef Szabo, Schriftführer des Vereins, enthüllt. Ernst Szabo verstarb am 26. März im Alter von 93 Jahren, sein Leben widmete er ganz der ungarischen Kultur und den Burgenlandungarn.
Seit vielen Jahren ist der 26. Oktober, der Nationalfeiertag gleichbedeutend mit dem Tag der offenen Tür der burgenländischen Museen. Jedes Jahr versammeln sich die Ungarn aus Unterwart und dem Burgenland im Heimathaus und erinnern sich bei der Erkundung der Häuser gemeinsam an die alten Zeiten. Ernst Szabo, Mitbegründer des Museums – allen als Ernő bácsi bekannt – war stets Gastgeber und präsentierte die Exponate. Da Ernő bácsi seit der Gründung des Museums maßgeblich an der Arbeit des Vereins beteiligt war und die meisten Exponate über viele Jahre hinweg selbst gesammelt, restauriert und gepflegt hatte, kannte er die Geschichte der einzelnen Objekte und erzählte sie gerne.

Die Idee für die Gedenktafel stammt von Joachim Szabo, der seit drei Jahren Obmann des Vereins ist. Er betonte, dass Ernő bácsis Familie ihn in jeder Hinsicht unterstützt habe und dass sie das Museum auch in Zukunft weiterführen wollen. „Ernő bácsi war seit 1965 für das Museum tätig, er war Gründer, er hat alles gesammelt und ich wollte, dass die Leute sehen, wie wichtig er für uns war.“





Grete Binder und Eva Szabo, die Töchter von Ernő Bácsi waren noch Kinder, als die Museumsgebäude renoviert und eingerichtet wurden. Es gab auch Gegenstände, die sie als Mädchen gesammelt und bei ihren Großeltern aufbewahrt hatten, während die Renovierung im Gange war. „Ich bin stolz. Es ist eine Errungenschaft für Unterwart, dass die alten Gegenstände erhalten geblieben sind, dass man sie anschauen kann, denn viele Menschen wissen nicht, wie das Leben früher war“, betonte Grete Binder. Sie fügte hinzu:
„Er war mit dem Herzen dabei, es gab keinen Tag, an dem er nicht hier war, jeden Tag hat er nachgesehen, ob alles in Ordnung ist.“
Eva Szabo ist in der Vorstandsarbeit aktiv, sie ist Kassierin des Unterwarter Heimathauses, und sie und ihre Familie sind sehr stolz darauf, dass zu Ehren ihres Vaters eine Gedenktafel angebracht wurde.
„Das bedeutet mir sehr viel, denn das war das Leben meines Vaters.“


Eva erinnert sich lebhaft daran, dass, als sie ein Kind war und ihre Mutter ihren Vater fragte, wohin er gehen würde, die Antwort immer das Museum war. Ernő bácsi erzählte ihr gerne von einem Gegenstand, der zum Losen verwendet wurde. Eva erinnert sich auch gerne an die Geschichte, wie dieser nicht nur im Spiel, sondern zum Beispiel auch zur Beilegung von Erbstreitigkeiten verwendet wurde.















Die Gedenktafel wurde von Joachim Szabo und Josef Szabo, Schriftführer des Vereins enthüllt und von Adalbert Gáspár, Pfarrer von Unterwart gesegnet. Ernő bácsi war berühmt für seine Gesangsstimme, er sang immer ein ungarisches Lied für die Besucher des Museums. Letztes Jahr sang er noch beim Tag der offenen Tür des Museums und nach der Übergabe der Gedenktafel wurde ein Ausschnitt davon eingespielt.Die Besucher nutzten die Gelegenheit, die Museumsgebäude zu besichtigen und sich in ihren Gesprächen an Ernő bácsi zu erinnern.
Wer war Ernst Szabo?
Ernst Szabó wurde am 9. Oktober 1931 in Unterwart als jüngstes von sieben Kindern des Ehepaars Ferenc Szabó und Julianna Luipersbeck geboren. Er legte fünf Meisterprüfungen ab, beherrschte darüber hinaus jedoch noch weitere Handwerke: Riemer und Sattler, Polsterer und Tapezierer, Bettwarenerzeuger, Maler und Schilderhersteller. Er war außerdem geschickter Bodenleger und handelte mit Möbeln.


Ernő bácsi war einer der prägenden Schauspieler des Theaters in Unterwart. Mit dem Stück A vörös hajú gab er 1946 mit 15 Jahren sein Bühnendebüt und war bis zu seiner Heirat über zehn Jahre lang in jedem Stück aktiv. Er fungierte nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Souffleur und als Regisseur. Neben dem Theaterspiel war Ernő bácsi in seiner Jugend auch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Unterwart und des Gesangsvereins, denen er 1950 beitrat. Immer ins Gemeinschaftsleben involviert trug er auch dazu bei, dass 1956 ein Fußballspiel gegen Csepreg (Ungarn) ausgetragen werden konnte. Ernő bácsi war ab 1963 Gemeinderat. 1964 organisierte er das letzte Blochziehen im Ort und gehörte ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern des Unterwarter Fußball Clubs sowie der Unterwarter Wassergenossenschaft, wo er zuerst Obmann-Stellvertreter war und ab 1965 achtzehn Jahre lang Obmann. Am 30. April 1965 wurde Ernő bácsi Bürgermeister von Unterwart, seine Amtszeit dauerte anderthalb Jahre.




Bei der Gründung des Vereins Heimathaus Unterwart 1965 wurde Ernő bácsi Geschäftsführer. Ab 1966 war er Obmannstellvertreter, von 1971 bis 1975 geschäftsführender Obmann und von 1989 bis 2021 Obmann des Heimatmuseums, danach war er bis zu seinem Ableben Ehrenobmann.
Die Museumsgebäude wurden von Ernő bácsi und Prof. Franz Simon aus Oberschützen gemeinsam eingerichtet. Heute umfasst die Sammlung mehr als viertausend Objekte, die allesamt von der volkstümlichen Kultur der Ungarn in Unterwart und Umgebung zeugen. Zu den wertvollsten Stücken der Sammlung zählen die Kutsche und der Schlitten der Grafen von Erdődy in Rotenturm, welche von Ernő bácsi restauriert wurden. Nicht nur die Exponate bewahren die Arbeit seiner Hände, sondern auch die Gebäude, die vor der Eröffnung des Museums ebenfalls restauriert werden mussten.


Er teilte sein Wissen und seine Erinnerungen gerne mit Interessierten. Dank Ernő bácsi konnten jene, die das Museum in den letzten Jahrzehnten besuchten, um eine interessante Geschichte und einem ungarischen Lied reicher Unterwart verlassen und so die Erinnerung über das Leben der Ungarn im Burgenland weitertragen. Die ungarischen Melodien und Weisen hatte er nicht nur im Kopf, sondern er trug sie auch in seinem Herzen.


Zum größten Stolz von Ernő bácsi besuchten am 18. Mai 1995 zwei Regierungschefs das Heimathaus Unterwart: Thomas Klestil, Bundespräsident von Österreich und Árpád Göncz, Präsident der Republik Ungarn. Mit ihnen besuchte auch Karl Stix, Landeshauptmann von Burgenland das Museum.
Für seine selbstlose und aufopfernde Arbeit erhielt Ernő bácsi mehrere Auszeichnungen und Anerkennungen. Am 26. Oktober 1973 wurde er mit der Goldenen Medaille des Landes Burgenland geehrt. Auch der Unterwarter Sportverein vergaß Ernő bácsi nicht und überreichte ihm zum Dank Ehrenurkunden, als der Sportclub sein 10-, 25- und 30-jähriges Bestandsjubiläum feierte. 1983 wurde Ernő bácsi zum Ehrenobmann der Wassergenossenschaft Unterwart ernannt. 1994 bekam er die Ehrennadel des Wirtschaftsbundes. 1995 erhielt er den Kulturpreis des Landes Burgenland. Im März 2022 wurde ihm die Ehrenurkunde durch den Botschafter von Ungarn überreicht.
Die Gründungssitzung des Burgenländisch-Ungarischen Kulturvereins fand am 17. März 1968 statt. Ernő bácsi war als Rechnungsprüfer eines der Gründungsmitglieder. Er erinnerte sich daran, dass bereits früher die Idee im Raum stand, sich für den Erhalt des Ungarntums zusammenzuschließen. Im Jahr 2021 erschien die Zeitschrift Őrség unter dem Titel Ernő Szabó – Ein Leben für die ungarische Kultur, in der sein Leben, Erinnerungen, einige seiner Lieblingslieder, Anekdoten und Weisheiten von Ernő bácsi festgehalten werden. Darüber hinaus verewigte der Verein Heimathaus Unterwart seine Erinnerungen und sein Werk in einem ungarischsprachigen Dokumentarfilm mit dem Titel „Szabó Ernő bácsi – Alsóőr 90 éve“.
Text: Őrség Nr. 63. Fotos: BUKV