Am 21. September hielt die neugegründete Pfadfinderschaft der Ungarn im Burgenland ihren ersten Elternabend ab. Beim Treffen im Kontaktzentrum Oberwart wurden der Jahresarbeitsplan und die Programme vorgestellt, die Patrouillenführerinnen und Patrouillenführer präsentiert sowie die gemeinschaftsbildenden Ziele erläutert. Die Veranstaltung war zugleich der symbolische Auftakt der ersten burgenländischen ungarischen Pfadfindersaison, die mit sechzehn Kindern und drei Erwachsenen beginnt.
Éva Badacsonyiné Solt und Dr. Zoltán Badacsonyi leben seit zwei Jahren mit ihren drei Kindern in Rödöny/Riedlingsdorf. Beide waren zuvor aktiv in der Pfadfinderei. Mit dem Ziel, ihren Kindern die Möglichkeit zu geben, ihr Ungartum zu leben und Zugehörigkeit zur Gemeinschaft zu erfahren, organisierten sie die Gründung der Pfadfinderschaft der Ungarn im Burgenland. Wichtig ist ihnen, dass die Kinder zu jenen ungarischen Geschichtskenntnissen gelangen, die im Schulstoff fehlen, und jene erlebnisnahe, naturnahe Lebensweise erfahren, die Pfadfinderei bedeutet.

Beim Elternabend Ende September wurde der Jahresplan der Pfadfinderinnen und Pfadfinder im Detail vorgestellt. Éva Badacsonyiné Solt erklärte: „Die Hauptpfeiler des Jahresplans sind monatliche Patrouillentreffen und Ausflüge. Dabei vermitteln wir kulturelles Wissen über das Ungartum; es wird auch um Glaubensthemen gehen, es gibt Bibelkunde. All das in spielerischer, erlebnisorientierter, freierer Form – aktiv, aber unterhaltsam und interessant, so, dass sie selbst am Lernen mitwirken, aber nicht frontal, wie es in der Schule üblich ist. Etwa die Hälfte der Gruppe kommt aus katholischen, die andere Hälfte aus reformierten Familien – nicht alle davon sind religiös aktiv. Unser Ziel ist, dass die Kinder in jener Konfession bleiben, in der sie getauft wurden und an deren Ereignissen sie vielleicht regelmäßig teilnehmen – dort sollen sie ihren Platz finden. Wir möchten den Kindern viele naturnahe Erfahrungen geben. In der kalten Jahreszeit planen wir einen Winterstreifzug in Ungarn, in die ungarische Wart/Őrség: ein dreitägiges Programm mit Übernachtung in einem Steinhaus. Im Sommer zelten wir im Wald – so erleben sie die nomadische Seite der Pfadfinderei.“ Von den sechzehn Kindern der Startgruppe bilden sich drei Patrouillen: eine Mädchen-, eine Buben- und eine gemischte Patrouille für die Unter-Zehnjährigen. Die Zusammensetzung der Gruppe ist ideal – jedes Kind erhält ausreichend Aufmerksamkeit.



Die Vielfalt der familiären Hintergründe macht die Gemeinschaft bunt. András Kaszás und seine Frau leben seit zehn Jahren in Österreich; von ihren zwei Söhnen schlägt nun der jüngere, Márton, den Pfadfinderweg ein. „Marci mag Naturnahes, Werken, Basteln; ihn interessieren Sport, Schwimmen, jede Art von Bewegung. Wir verbringen als Familie viel Zeit im Freien, zelten, wandern. Es ist uns sehr wichtig, dass er in Österreich Teil einer ungarischen Gemeinschaft sein kann, die ungarische Kultur kennenlernt und ungarische Werte entdeckt. Gut ist auch, dass er in einer Gruppe sein kann, in der die anderen Kinder genau das tun, was er mag: spielen, sich bewegen, an der frischen Luft sein, lernen. Von meinem Großvater habe ich viele Pfadfindergeschichten gehört – spannende, abenteuerliche Erlebnisse. Mir selbst ist das leider entgangen; nun habe ich die Chance, es meinem Sohn zu ermöglichen“, so der Vater.
Auch Andrea Farkas Márióné aus Unterwart hat entschieden, beide Kinder anzumelden. „Sie brauchen es, ihre ungarischen Wurzeln zu bewahren, sich zu orientieren und unsere Traditionen, Bräuche zu verinnerlichen“, fasste sie eine der Aufgaben der Ungarischen Pfadfinderschaft im Burgenlandzusammen.
Der zwölfjährige Zalán Szendi lebt seit 2019 in Oberwart; damals besuchte er die ungarische Gruppe von Kindergartenpädagogin Katharina Dowas und spielte einmal im Krippenspiel „Nagykarácsony éccakája…“ mit. Er war auch Erstkommunikant. Seine Mutter, Anna Szendi Sűrű, sagte: „Wegen der ungarischen Sprache wird die Pfadfinderei nützlich sein. Uns ist Ungartum wichtig; unerlässlich ist, dass er auch schreiben und lesen kann – nicht nur sprechen. Wir fahren regelmäßig nach Ungarn; meine betagte Mutter lebt in Hévíz – mit ihr übt er ebenfalls die Sprache –, und wir gehen oft in Szombathely ins Theater. Was für uns von hier aus erreichbar ist, versuchen wir in unser Leben zu integrieren.“

Die Ungarische Pfadfinderschaft im Burgenlandorganisiert ihre Arbeit von Beginn an in Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen und Gemeinschaften. „Wir kooperieren mit dem Ungarischen Medien- und Informationszentrum Unterwart (UMIZ), mit der Katholischen Pfarrgemeinde Unterwart, der reformierten Pfarre und der katholischen Pfarre Oberwart. Überall wurde unsere Initiative unterstützend aufgenommen. Von letzterer erhalten wir die Räume – unsere Patrouillentreffen finden im Gebäude des Kontaktzentrums statt. Tritt man hinaus, steht man gleich in einem Hain – naturnah, perfekt geeignet. Wir haben uns mit Katharina Dowas, Leiterin der Spielerischen ungarischen Kinderstunde des Burgenländisch-Ungarischen Kulturvereins (BMKE), abgestimmt: Wir glauben, dass aus ihrer Gruppe jene Kleinen hervorgehen, die bei uns weitermachen können – wir können sie ins Pfadfinderleben einbinden. Sie war ebenfalls äußerst offen“, berichtete Éva Badacsonyiné Solt über die Ergebnisse der letzten Monate.

Kürzlich kamen der für die Gründungen in Schweden zuständige Offizier und der Bezirkskommandant des europäischen Bereichs des Auslandsungarischen Pfadfinderverbandes aus Wien, um die Arbeit mit einer zweitägigen Fortbildung zu unterstützen. Die Schulung fand in Oberwart und Unterwart statt; teilgenommen haben drei Personen: der Mannschaftsführer Dr. Zoltán Badacsonyi, seine Stellvertreterin Éva Badacsonyiné Solt und Religionslehrer István Demény. Die Offiziersausbildung im Oktober ist die nächste Aufgabe; der aktuelle Kurs war mit einer theoretischen und praktischen Prüfung deren Vorstufe. István Demény legte sein Pfadfinderversprechen ab. Beim Erntedank-Gottesdienst am 21. September in Unterwart wirkte der neue Verein bereits mit.
Am 4. Oktober startet die Pfadfindersaison: Bei einer Wanderung mit anschließender Feier lernen die Kinder den Gedenktag der Märtyrer von Arad (6. Oktober) kennen. Am 6. Dezember können die burgenländischen Wölflinge bei einer Nikolaustags-Naturwanderung mit Grundprüfung ihr Können zeigen. Im Sommerlager folgt nach der letzten Prüfung die feierliche Angelobung: Beim Versprechen erhalten sie das ersehnte Pfadfinderhalstuch – ihren ersten Meilenstein.
Text: Mónika Gombás
Fotos: Mónika Gombás
Übersetzung: Pathy








































