Bereits zum 21. Mal laden Museen am 26. Oktober, dem Nationalfeiertag zum Tag der Offenen Tür. Im Burgenland öffnen 39 Museen und Sammlungen der Öffentlichkeit ihre Türen, darunter auch das Unterwarter Heimathaus, das einzige Museum des Landes, welches ausschließlich der ungarischen Volksgruppe gewidmet ist. Am Tag der offenen Tür wird auch Ernő Szabó, dem Gründer des Museums gedacht, der heuer zu Jahresbeginn verstorben ist.
Am 6. Oktober 1973 wurden die Gebäude und die Dauerausstellung des Heimathaus Unterwart feierlich eröffnet. Theodor Kéry, Landeshauptmann von Burgenland hielt eine Rede und Páter Dr. Ferenc Iréneusz Galambos weihte das Museum mit einem altüberlieferten unterwarter Gebet. Acht Jahre dauerte es, bis die Exponate ihren endgültigen Standort fanden, als die Gründungsmitglieder am 8. Juni 1965 die Etablierung des für den Museumsbetrieb zuständigen Vereins bekannt gaben und am 22. Juni einen Antrag auf Genehmigung bei der Landessicherheitsdirektion in Eisenstadt stellten.

Ein neunköpfiges Gremium befürwortete die Gründung eines eigenen Vereins, der das Museum bis zum heutigen Tag betreibt. Von Anfang an war das Ziel, solche kulturhistorisch, künstlerisch, naturwissenschaftlich und ethnographisch wertvolle Objekte zu sammeln, die für die Ungarn von Unterwart und der Oberen Wart von großer Bedeutung sind, und diese für die Nachwelt und Besucher zu bewahren und zu pflegen.

Neben Ernő Szabó unterstützten acht Personen die Initiative: Dr. Károly Seper, Fritz Szabo, Tamás Szabó, István Farkas „Cilinder Pista”. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten weiters Károly Kajtár, Gyula Horváth, Ferenc Fassl und Ernő Seper. Ernő Szabó war persönlich in die Gründung des Vereins involviert. Die Gründungsmitglieder betrauten ihn mit der Aufgabe, den Antrag als Bevollmächtigter bei der Landessicherheitsdirektion einzubringen. Am 16. Juli lagen die Genehmigungen vor, so dass der Verein offiziell gegründet werden konnte. Die Funktion des Vorsitzenden wurden von Dr. Károly Seper übernommen, Ernő Szabó wurde Geschäftsführer. 1966 war er Obmannstellvertreter des Vereins, von 1971 bis 1975 war er geschäftsführender Obmann des Heimatmuseums und von 1989 bis 2021 war er Obmann, dann Ehrenobmann. Joachim Szabo, Vizebürgermeister von Unterwart, ist der Obmann des Vereins.
Die Exponate waren zunächst auf dem Dachboden der Alten Schule untergebracht, danach wurden die gesammelten Gegenstände im alten Gasthaus, im Stall, im Keller und sogar in der Scheune von István Farkas aufbewahrt. Für den endgültigen Ausstellungsort gab es mehrere Ideen, zum Beispiel hätte man gerne das strohgedeckte Haus Nr. 33 vom Schulleiter Vilmos Seper gekauft. In Diskussion stand auch das ebenfalls strohgedeckte Holzhaus Nr. 2, bis schließlich das bis heute als Museum dienende Arkadenhaus vom Schulleiter Vilmos Seper gekauft werden konnte. Das Bauernhaus in der in der Oberen Hauptstraße 7 erwies sich sehr bald als zu eng für die bereits mehr als Tausend Objekte, obwohl sowohl Stall als auch Scheune zur Ausstellungsfläche umgebaut wurden. Das obere Haus wurde um 1720 erbaut und 1850 von György Luipersbeck, dem Ururgroßvater von Ernő Szabó, gekauft. Die Museumsgebäude wurden von Ernő Szabó und Prof. Franz Simon aus Oberschützen gemeinsam eingerichtet.




Heute umfasst die Sammlung mehr als viertausend Objekte, die allesamt von der volkstümlichen Kultur der Ungarn in Unterwart und Umgebung zeugen. Die Ausstellung zeigt auch Einrichtungsgegenstände, Möbel, Werkzeuge aus den Bereichen Handwerk, Tierhaltung, Landwirtschaft und dem Zimmermannsberuf sowie Erinnerungen an das religiöse Leben. Zu den wertvollsten Stücke der Sammlung zählen die Kutsche und der Schlitten der Grafen von Erdődy in Rotenturm, welche von Ernő Szabó restauriert wurden. Nicht nur die Exponate bewahren die Arbeit seiner Hände, sondern auch die Gebäude, die vor der Eröffnung des Museums ebenfalls restauriert werden mussten. Zu sehen sich auch örtliche ungarische Trachten und Keramiken.

Bereits seit vielen Jahren erwartet Ernő Szabó am Tag der offenen Tür gerne Besucher, präsentiert ihnen die Exponate, außerdem gibt es an diesen Tagen traditionelle Gerichte und es werden ungarische Lieder gesungen. Ernő Szabó kennt die Geschichte jedes einzelnen Ausstellungsstücks, von wem und woher es stammt, wofür es verwendet wurde. Teilte er sein Wissen und seine Erinnerungen gerne mit Interessierten. Dank Ernő Szabó können jene, die das Museum in den letzten Jahrzehnten besuchten, um eine interessante Geschichte und einem ungarischen Lied reicher Unterwart verlassen und so die Erinnerung über das Leben der Ungarn im Burgenland im Herzen weitertragen. Die Ausstellung wird ständig erweitert, oft auf eigene Kosten von Ernő Szabó.




Am 18. Mai 1995 besuchten zwei Regierungschefs das Heimathaus Unterwart: Thomas Klestil, Bundespräsident von Österreich, und Árpád Göncz, Präsident der Republik Ungarn. Neben ihnen besuchte auch Karl Stix, Landeshauptmann von Burgenland das Museum. Die Grüße und Dankesworte der Regierungschefs sind bis heute im Gästebuch des Museums zu lesen.




Text: Őrség Nr. 63. Fotos: BUKV, UMIZ