Der Burgenländisch-Ungarische Kulturverein (BUKV) organisierte vom 8. bis 11. Juli in Siget in der Wart ein Volksmusikcamp. Während des Workshops vertieften 26 AnfängerInnen und Fortgeschrittene, Jugendliche und Erwachsene ihre musikalischen Fähigkeiten. Im Fokus stand dabei die Volksmusik aus Szilágyság und Kalocsa. Die TeilnehmerInnen präsentierten das Gelernte im Rahmen eines Abschlusskonzerts in der örtlichen Mehrzweckhalle.
Auch nach der Feier des zehnjährigen Jubiläums ruhten sich die TeilnehmerInnen des vom BUKV organisierten Volksmusikunterrichtes – allesamt Mitglieder der Volksmusikensembles Csörge und Szélfrogók – nicht aus. An den bisher heißesten Sommertagen musizierten sie vier Tage lang von früh bis spät und erweiterten so ihr Repertoire. Zu den Einheimischen gesellten sich SchülerInnen der Bartók-Béla-Musikschule in Steinamanger sowie interessierte Anfänger. Neben Geige, Bratsche und Kontrabass erklangen dabei auch Zither, Laute und Zymbel, aber natürlich kam auch der Gesang nicht zu kurz.
Der Unterricht in Siget in der Wart erfolgte nach einer altbewährten Methode, die János Földesi vom ungarischen Volksmusiker und Volksmusikforscher Béla Halmos, Träger des Széchenyi-Preises, übernommen hat. Beim Erlernen neuer Melodien üben die Musiker und die Sänger die Lieder mehrmals gemeinsam und machen so “gemeinsam Musik”.
“Natürlich habe ich sie auch in kleine Formationen aufgeteilt, sie haben die Melodien getrennt geübt. Aber wenn wir uns für das Abschlusskonzert am letzten Abend vorbereiten, dann hat das gemeinsame Musizieren eine große Bedeutung. Es symbolisiert auch die Gemeinschaft. Sie machen nicht nur zusammen Musik, sie sind auch Freunde. “
– sagte János Földesi, Volksmusiker, Volksmusiklehrer.
Zusammen mit dem Volksmusiker und Volksmusiklehrer János Földesi unterrichteten Bence Horváth und Míhaela Veres die TeilnehmerInnen auf individuellem Niveau. Seit Mai lehrt Bence Horváth, ehemaliger Schüler des Musikerehepaares Földesi Geige im Rahmen des Volksmusikunterrichtes des BUKV.
“Es ist eine große Aufgabe für mich, aber ich übernehme sie sehr gerne. Ich bin froh, dass alle akzeptieren, dass von nun an ich den Geigenunterricht leite. Ich bin auch froh, dass ich selber mehr als zehn Jahre bei Rózsa néni lernen konnte… Ich denke ständig darüber nach, wie sie das machen würde. Wie würde sie es vorzeigen, wie oft es weiderholen.”
– betonte Bence.
Der Gesangsunterricht wurde von Míhaela Veres unterstützt, einer Volkssängerin, die vor zwölf Jahren ebenfalls ihre Ausbildung beim Ehepaar Földesi begann. Míhaelas stammt aus dem Dorf Pusztina in der Moldau, daher stehen ihr die Volkslieder aus dieser Region besonders nahe. Sie unterrichtete im Workshop auch Lieder aus Felcsík und aus der Moldau.
“Das Volksmusikgut is dermaßen umfassend, dass man unmöglich alles kennen kann. Wenn wir uns mit Volksmusik beschäftigen, kann man immer etwas Neues lernen: entweder Texte oder melodische Varianten. Es gibt immer etwas Neues. “
– sagte Míhaela, die mit dem Ensemble Tatros neben moldauischen auch Lieder aus Gyimes singt.
Die meisten Teilnehmer des Workshops waren Jugendliche. Liza Szellős lernt seit anderthalb Jahren Geige im Volksmusikunterricht des BUKV. Zuvor lernte sie klassische Violine, wechselte dann aber zur Volksmusik.
“Ich denke, es ist wichtig, die Musik unserer eigenen Kultur zu kennen. Es ist ein gutes Gefühl, mit anderen Ungarn zusammen zu sein, zu musizieren, Freunde zu finden. Es wäre schön, wenn mehr Leute anfangen würden, Volksmusik zu spielen. Auch ich war am Anfang skeptisch, aber es ist gut, dass meine Eltern mich dazu überredet haben, ich bin sehr glücklich. “
– erzählte Liza aus ihren Erfahrungen.
Noémi Kőhalmi spielt Geige, im Volksmusikworkshop spielte sie Zither und sang. Wie Liza begann sie ihr Musikstudium auf der klassischen Violine.
“Für mich steckt in der Volksmusik viel mehr als in der klassischen Musik. Zum Beispiel wegen der Kreativität. Wenn man hier die Melodie nicht kennt, oder noch nicht einmal die Harmonien, kann man trotzdem improvisieren, weil man einfach schon ein Gefühl für die Musik entwickelt hat und die Ohren sich nach einer Weile daran gewöhnt haben.”
– erklärte Noémi.
Noémis Zwillingsschwester, Nikolett Kőhalmi, lernte im Workshop viele Volkslieder. Zu ihren Lieblingsvolksliedern zählen Melodien aus Mezőség und Ördöngösfüzes.
“Musik, Volksmusik ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Für mich ist das eine angenehme Entspannung und ein Vergnügen. Ich höre Volksmusik und sie muntert mich auf, auch wenn sie traurig ist. “
– sagte Nikolett.
Die fortgeschrittenen MusikerInnen lernten Csárdás und Friss aus Szilágyság sowie Volksmusik aus Kalocsa, während sich die Anfänger in Melodien aus Szék und dem Komitat Eisenburg übten. Das traditionelle Liedgut von Szilágyság wurde vom Ehepaar Földesi zusammen mit dem Volksmusiker und Volksmusikforscher Béla Halmos in den 1990-er Jahren dokumentiert. Die TeilnehmerInnen des Workshops lauschten den Originalaufnahmen mit Imre Kanalas, dem besten Geiger in Selymesilosva mit dem Ziel, die Volksmusik der Regionen möglichst authentisch zu erlernen. Der Workshop endete mit einem Konzert, zu dem Eltern, Verwandte und Interessierte willkommen waren.
Der Volksmusikunterricht des Burgenländisch-Ungarischen Kulturvereins geht im Herbst weiter. Die Proben beginnen am 13. September im Vereinslokal in Oberwart.
Wir freuen uns über alle interessierten Kinder und Erwachsenen, Anfänger, Wiedereinsteiger und Fortgeschrittene!
Musikalische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Anfragen können unter der E-Mail-Adresse office@bukv.at gestellt werden.
Text, Fotos, Videos: BUKV