Die 66. Ausgabe der Jahresmagazin „Őrség” des Burgenländisch-Ungarischen Kulturvereins (BUKV) ist erschienen. Wie in den vergangenen Jahren wurde in der Publikation ein Stück Ortsgeschichte aufgearbeitet. Im Mittelpunkt stehen die Briefe von Mihály Pathy „Huszár Miska” aus Siget in der Wart, die Einblick in den Dorfalltag der burgenlandungarischen Siedlung vor 110 Jahren gewähren.
Im Frühjahr 2023 gelangten 179 Briefe in den Besitz eines Mitglieds des Burgenländisch-Ungarischen Kulturvereins. Diese Briefe wurden zwischen 1909 und 1929 verfasst und wurden vor langer Zeit auf wundersame Weise aus einem Abrisshaus in Siget in der Wart gerettet. Der gemeinsame Nenner in den Briefen war der Adressat: Mihály Pathy. Nach der Digitalisierung und chronologischen Sichtung der Briefe begann Barbara Molnár, Mitarbeiterin des BUKV mit der Recherche nach Personen und Ereignissen, die in der Korrespondenz Erwähnung fanden.

Wer war Mihály Pathy „Huszár Miska“?
Mihály Pathy wurde am 5. Dezember 1889 in Siget in der Wart geboren. Sein Vater war Samuel Pathy und seine Mutter war Julianna Imrek. Mihály wurde als zweites Kind und zugleich zweiter Sohn der Familie geboren. Die Pathy-Geschwister waren zu fünft, darunter der bekannte Sigeter Geschichtenerzähler Samu Pathy, dessen Geschichten der Volkskundeforscher Dr. Károly Gaál aufzeichnete.
Zwischen 1910 und 1913 leistete Mihály Pathy seinen Militärdienst im k. u. k. 11. Husarenregiment. Aus dieser Zeit stammt auch sein Spitzname „Huszár Miska“, unter welcher er der älteren Generation in Siget in der Wart noch immer bekannt ist. Am 1. August 1914 wurde er zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. Diesen überlebte er ohne schwere Verletzungen und kehrte in den ersten Augusttagen 1919 in sein Heimatdorf zurück. Er heiratete Rozália Zsámár aus Oberwart und sie bekamen zwei Töchter, Ella (1920) und Regina Rozália (1923). Mihály arbeitete später als Eisenbahner in Oberwart. Er starb im September 1968 und wurde auf dem Friedhof in Siget in der Wart beigesetzt.




Inhalt der Briefe
Ziel dieser zweisprachigen Publikation ist es, anhand der 34 veröffentlichten Briefe einen Abschnitt im Dorfleben in Siget in der Wart zu rekonstruieren. Die Briefe geben einen Einblick in die Arbeitsmöglichkeiten in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg aus der Sicht der korrespondierenden Männer und Frauen, in den Militärdienst in diesen Jahren und in die alltäglichen Widrigkeiten des Soldatenalltags während des Ersten Weltkriegs. Wir erfahren etwas über die Einstellung der Menschen damals in Siget in der Wart, die elterlichen Ratschläge und über die Schwierigkeiten in der Nachkriegszeit. Am Ende des Magazins befindet sich zur leichteren Orientierung ein Personenverzeichnis zum Nachschlagen.




Das Jahresmagazin Őrség des BUKV
Die Erstausgabe des Magazins erschien im Gründungsjahr des Kulturvereins 1968 auf Initiative des ersten Obmannes, Johann Moór. Seither wurden in meist jährlichen Intervallen bereits 66 Publikationen herausgegeben. Anfänglich gab das Magazin – einem Kalender gleich – die Ereignisse eines bestimmten Jahres wieder, in jüngster Vergangenheit jedoch erlangte die örtliche Geschichte mehr Gewicht in der Themensetzung.

Text, Fotos: BUKV