Welche Möglichkeiten bietet die Mehrsprachigkeit? Welche Vorteile bietet sie für den beruflichen Werdegang? Was haben Mathematik und die Logik der ungarischen Sprache gemeinsam? Antwort auf diese Fragen bekamen die SchülerInnen des Zweisprachigen Bundesgymnasiums (ZBG) bei der Podiumsdiskussion „Mehr Sprachen – Mehr Chancen!“ am letzten Schultag in Oberwart.
Das Zweisprachige Bundesgymnasium feierte in diesem Schuljahr sein 30-jähriges Bestehen. Das Jubiläumsfeierlichkeiten begannen mit einem Schulfest im September, das nicht nur ein Fest der Bildung, sondern auch der kroatischen und der ungarischen Volksgruppe war. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres lud das ZBG AbsolventInnen zu einer Podiumsdiskussion um darüber zu berichten, wie ihnen die Mehrsprachigkeit in ihrem beruflichen Werdegang von Vorteil war.
Die TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion waren: Mag.a Aniko Benkö MA –Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Burgenland GmbH, Dipl-Ing. Alexander Freißlinger BSc –Doktorand an der Technischen Universität Wien –beide Angehörige der ungarischen Volksgruppe im Burgenland. Dr. Johannes Zsifkovits – Geschäftsführer der Sozialen Dienste Burgenland GmbH, Julia Geosics – Obmann-Stellvertreterin der Wirtschaftskammer Burgenland, Landesgremium Burgenland Handel/Mode und Freizeitartikel sowie Theresa Grandits –Journalistin bei Novi Glas, sie alle sind Angehörige der kroatischen Volksgruppe im Burgenland.
Als ehemalige SchülerInnen des ZBG gaben sie einen kurzen Einblick in ihren beruflichen Werdegang gegeben. Dabei betonten sie, dass ihre im Gymnasium erworbenen Sprachkenntnisse jeden weiteren Spracherwerb wesentlich erleichtert haben. Zudem ermöglichten sie ihnen auch das Studium im Ausland. Durch ihre burgenlandungarische bzw. burgenlandkroatische Herkunft stechen sie in unzähligen Situationen hervor. Sie haben ihre persönlichen Erfahrungen mit den SchülerInnen geteilt, wonach die Mehrsprachigkeit viele Türen öffnet und ermunterten sie, die einzigartigen Vorteile zu nutzen, die ihnen das Gymnasium und ihre Identität bietet.
Weitere TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion waren: Mag.a Karin Vukman-Artner – Leiterin des Minderheitenschulwesens in der Bildungsdirektion Burgenland, Peter Wesely – Journalist, Pressereferent und Initiator des mehrsprachigen Redewettbewerbs Sag’s multi!, Elizabeth Hausmann-Farkas – Journalistin, Chefredakteurin des Onlinemediums Rólunk.at, Programmkoordinatorin bei Radio MORA, Obfrau des Mittelburgenländisch-Ungarischen Kulturvereins sowie Mag. Joško Vlasich – Volksgruppenaktivist, Politiker, Musiker und Obmann des Verein Radio MORA (Mehrsprachiges Offenes Radio).
Die ExpertInnen aus den Bereichen Bildung und Medien betonten die Bedeutung der kulturellen Vielfalt im Burgenland. Als eine der größten Chancen der Volksgruppen hoben sie die Sprachkompetenz hervor, die sie aus ihrem Elternhaus mitbringen und im Gymnasium weiterentwickeln. Elizabeth Hausmann-Farkas, die als eine der ersten im Land in Ungarisch maturierte und Joško Vlasich teilten bei der Podiumsdiskussion ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Publikum.
Die TeilnehmerInnen sprachen auch ehrlich über die Schattenseiten der Zweisprachigkeit und der doppelten Identität, wie sie aufgrund ihrer Volksgruppenzugehörigkeit diskriminiert wurden oder wie es ihnen erschwert wurde bzw. sogar verwehrt blieb, ihre Muttersprache in der Schule zu lernen. Sie führten den SchülerInnen vor Augen, dass sich seither vieles geändert hat: denn das ZBG bietet die Möglichkeit, die Volksgruppensprachen Ungarisch und Kroatisch zu erlernen und so auch die eigene Identität als Volksgruppenzugehöriger auszuleben und zu bewahren.
Die Podiumsdiskussion wurde von der Journalistin Tina Nardai geleitet – Redakteurin der Romani ORA bei Radio MORA. Mag.a Iris Zsótér – Direktorin des ZBG dankte den Gästen für die Unterstützung der mehrsprachigen Bildung in Form verschiedener Kooperationen mit dem Gymnasium.
Unter den Gästen der Podiumsdiskussion waren zahlreiche VertreterInnen der Volksgruppen: Ludwig Frauer – Obmann des Burgenländisch-Ungarischen Kulturvereins, Emmerich Gärtner-Horvath – Vorsitzender des Volksgruppenbeirates der Roma, Josef Buranits – Stellvertreter des Präsidenten des Hkd Kroatischer Kulturverein im Burgenland. Aus dem Bildungsbereich waren anwesend: Mag.a Lívia Pathy – Fachinspektorin für Ungarisch an AHS & BMHS, Andrea Hütler – Fachinspektorin für Ungarisch an APS, Veronika Racz – Lehrerin an der Volksschule Weiden bei Rechnitz.
Fotos und Text: BUKV
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