Am 26. März ist Ernst Szabó ‚Ernő bácsi‘, Mitbegründer des Burgenländisch-Ungarischen Kulturvereins (BUKV) und des Heimathaus Unterwart im 93. Lebensjahr von uns gegangen. Sein Leben widmete er ganz der ungarischen Kultur und den Burgenlandungarn. Das Unterwarter Heimatmuseum ist das Werk der aufopferungsvollen Arbeit von Ernő bácsi, sein Humor und nicht zuletzt seine klare Singstimme bleiben unvergesslich. Der BUKV behält ihn mit Dank und Respekt in liebevoller Erinnerung.
Ernst Szabó wurde am 9. Oktober 1931 in Unterwart als jüngstes von sieben Kindern des Ehepaars Ferenc Szabó und Julianna Luipersbeck geboren. Familiäre Schicksalsschläge beschwerten seine Kindheit. Allen Widrigkeiten zum Trotz konnte er sich sein fröhliches Wesen und seinen Humor stets bewahren. Ernő bácsi absolvierte acht Klassen in der Volksschule, zunächst in ungarischer Sprache, während der Kriegsjahre aber dann in deutscher Sprache. Später legte er fünf Meisterprüfungen ab, beherrschte darüber hinaus auch weitere Handwerke: Riemer und Sattler, Polsterer und Tapezierer, Bettwarenerzeuger, Maler und Schilderhersteller. Er war außerdem geschickter Bodenleger und handelte mit Möbeln.
Ernő bácsi war einer der prägenden Schauspieler des Theaters in Unterwart. Mit dem Stück A vörös hajú gab er 1946 mit 15 Jahren sein Bühnendebüt und war bis zu seiner Heirat über zehn Jahre lang in jedem Stück aktiv. Er fungierte nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Souffleur und als Regisseur. Neben dem Theaterspiel war Ernő bácsi in seiner Jugend auch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Unterwart und des Gesangsvereins, denen er 1950 beitrat. Immer ins Gemeinschaftsleben involviert trug er auch dazu bei, dass 1956 ein Fußballspiel gegen Csepreg (Ungarn) ausgetragen werden konnte. Ernő bácsi war ab 1963 Gemeinderat. 1964 organisierte er das letzte Blochziehen im Ort und gehörte ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern des Unterwarter Fußball Clubs sowie der Unterwarter Wassergenossenschaft, wo er zuerst Obmann-Stellvertreter war und ab 1965 achtzehn Jahre lang Obmann. Am 30. April 1965 wurde Ernő bácsi Bürgermeister von Unterwart, seine Amtszeit dauerte anderthalb Jahre.
Mitbegründer des Unterwarter Heimathauses
Bei der Gründung des Vereins Heimathaus Unterwart 1965 wurde Ernő bácsi Geschäftsführer. Ab 1966 war er Obmannstellvertreter, von 1971 bis 1975 geschäftsführender Obmann und von 1989 bis 2021 Obmann des Heimatmuseums, danach war er bis zu seinem Ableben Ehrenobmann.
Die Museumsgebäude wurden von Ernő bácsi und Prof. Franz Simon aus Oberschützen gemeinsam eingerichtet. Heute umfasst die Sammlung mehr als viertausend Objekte, die allesamt von der volkstümlichen Kultur der Ungarn in Unterwart und Umgebung zeugen. Zu den wertvollsten Stücken der Sammlung zählen die Kutsche und der Schlitten der Grafen von Erdődy in Rotenturm, welche von Ernő bácsi restauriert wurden. Nicht nur die Exponate bewahren die Arbeit seiner Hände, sondern auch die Gebäude, die vor der Eröffnung des Museums ebenfalls restauriert werden mussten. Die Pflege der Gebäude und Objekte des Museums gehörte zu seinem Alltag, solange es seine Gesundheit zuließ, verging kein Tag, an dem er sich nicht mit dem Heimathaus Unterwart beschäftigte.
Über viele Jahre erwartete Ernő bácsi am Tag der offenen Tür gerne Besucher, präsentiert ihnen die Exponate, an diesen Tagen gab es traditionelle Gerichte und es wurden ungarische Lieder gesungen. Ernő bácsi kennt die Geschichte jedes einzelnen Ausstellungsstücks, von wem und woher es stammt, wofür es verwendet wurde. Die Ausstellung wurde ständig erweitert, oft auf eigene Kosten von Ernő bácsi. Er teilte sein Wissen und seine Erinnerungen gerne mit Interessierten. Dank Ernő bácsi konnten jene, die das Museum in den letzten Jahrzehnten besuchten, um eine interessante Geschichte und einem ungarischen Lied reicher Unterwart verlassen und so die Erinnerung über das Leben der Ungarn im Burgenland weitertragen. Die ungarischen Melodien und Weisen hatte er nicht nur im Kopf, sondern er trug sie auch in seinem Herzen.
Zum größten Stolz von Ernő bácsi besuchten am 18. Mai 1995 zwei Regierungschefs das Heimathaus Unterwart: Thomas Klestil, Bundespräsident von Österreich und Árpád Göncz, Präsident der Republik Ungarn. Mit ihnen besuchte auch Karl Stix, Landeshauptmann von Burgenland das Museum.
Auszeichnungen
Für seine selbstlose und aufopfernde Arbeit erhielt Ernő bácsi mehrere Auszeichnungen und Anerkennungen. Am 26. Oktober 1973 wurde er mit der Goldenen Medaille des Landes Burgenland geehrt. Auch der Unterwarter Sportverein vergaß Ernő bácsi nicht und überreichte ihm zum Dank Ehrenurkunden, als der Sportclub sein 10-, 25- und 30-jähriges Bestandsjubiläum feierte. 1983 wurde Ernő bácsi zum Ehrenobmann der Wassergenossenschaft Unterwart ernannt. 1994 bekam er die Ehrennadel des Wirtschaftsbundes. 1995 erhielt er den Kulturpreis des Landes Burgenland. 2012 erhielt er das Bundes-Ehrenzeichen. Im März 2022 wurde ihm die Ehrenurkunde durch den Botschafter von Ungarn überreicht.
Mitbegründer des BUKV
Die Gründungssitzung des Burgenländisch-Ungarischen Kulturvereins fand am 17. März 1968 statt. Ernő bácsi war als Rechnungsprüfer eines der Gründungsmitglieder. Er erinnerte sich daran, dass bereits früher die Idee im Raum stand, sich für den Erhalt des Ungarntums zusammenzuschließen. Im Jahr 2021 erschien die Zeitschrift Őrség unter dem Titel Ernő Szabó – Ein Leben für die ungarische Kultur, in der sein Leben, Erinnerungen, einige seiner Lieblingslieder, Anekdoten und Weisheiten von Ernő bácsi festgehalten werden. Darüber hinaus verewigte der Verein Heimathaus Unterwart seine Erinnerungen und sein Werk in einem ungarischsprachigen Dokumentarfilm mit dem Titel „Szabó Ernő bácsi – Alsóőr 90 éve“. Wir werden seinen aufopferungsvollen Einsatz für die Burgenlandungarn nicht vergessen und ihm mit Dank und Respekt in liebevoller Erinnerung gedenken.
Foto: UMIZ, #viewitlikejenni/BUKV; Text: BUKV.